"Es gibt auf jeden Fall für jeden eine Nische."

Anwaltsnotariat | Auswärtiges Amt | 3. Staatsexamen

Folge 152 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

IMR152 widmet sich dem Anwaltsnotariat: Azamat Karimov ist als Rechtsanwalt in einem solchen in Frankfurt tätig. Hört, was es damit genau auf sich hat und erfahrt u.a. wie sich das Anwaltsnotariat von dem sogenannte Nur-Notariat unterscheidet. Warum hat sich Azamat für den Anwaltsberuf entschieden? Was hat seinen Schwerpunktbereich – Grundlagenfächer so spannend gemacht? Wie absolviert man das 1. Staatsexamen ohne Repetitor? Was hat ihn in den auswärtigen Dienst an die Botschaft in Beirut geführt und wie sah seine Tätigkeit dort aus? Auf diese und viele weitere interessante Fragen gibt euch Azamat anhand seines spanenden Lebenslaufs Antworten. Jetzt reinhören und inspirieren lassen!

Inhalt:

  • 00:00 Intro
  • 00:09 Einleitung
  • 01:38 Grundlagenfächer
  • 08:09 Vorbereitung ohne Repetitor
  • 12:57 Auswärtiges Amt und Botschaft Beirut
  • 18:49 Weg zum Anwaltsberuf
  • 27:20 3. Examen

Verwandte Episoden

Feedback/Support zur Folge:

Apps & IMR auf Social Media:

Happy Listening 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼

Transkript


Azamat Karimov 0:03:57
Also mein Takeaway war tatsächlich, dass ich das erste Mal im Jurastudium den Eindruck hatte Bildung zu bekommen und nicht nur wissen. Das ist sozusagen vielleicht prägnant ausgedrückt und ich würde sagen, dass das ein sehr anspruchsvoller Schwerpunkt war auf einer ganz anderen Art und Weise. Jeder Schwerpunkt ist anspruchsvoll, aber dort hat man eben mit ganz vielen klassischen Texten zu tun. Man liest Kant oder Hegel und ich war jetzt nicht geschult unbedingt, damit mit mit diesen Texten zu arbeiten. Und wenn man sich diese Welt erschließt, dann würde ich sagen, dass sie schon das Denken nachhaltig prägt. Ein Beispiel, um es auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer plastischer zu machen. Jeder kennt den Streit aus der Vorlesung Grundrechte, in dem es um den Begriff der Versammlung geht etwa. Und gibt den weiten Versammlungsbegriff, bei dem jeder Zweck sozusagen für eine Zusammenkunft mehrerer Menschen ausreicht, um von einer Versammlung zu sprechen. Und es gibt den engen Versammlungsbegriff, in dem eben der Zweck einen Bezug zur öffentlichen Meinungsbildung haben muss. Man kann jetzt diesen Meinungsstreit auswendig lernen für die Klausur und mussten wir alle machen auch. Aber was interessant war, um sozusagen das einzuordnen, die Frage, die dahinter steckt, ist im Wesentlichen, mit was für einer Grundrechtstheorie sympathisiert man. und die Frage der Grundrechtstheorie, mit der man sympathisiert. Hängt eben auch mit dem jeweiligen Staatsverständnis des Interpretes der Interpretin zusammen. Wenn man eher mit einem liberalen Grundrechtsverständnis sympathisiert, dann wird man eher dazu neigend zu sagen, jeder Zweck reicht aus, um von einer Versammlung sprechen zu können. Wenn man Grundrechte aber eher in ihrer demokratischen Dimension begreift, dann wird man eher sagen, es muss einen Bezug zur öffentlichen Meinungsbildung vorhanden sein. Und das ist eben ein Take-Away, beispielsweise jetzt nicht der konkrete Meinungsstreit, aber diese Art und Weise zu denken, einfach die Einordnung. Auch man kann diese Fragen in alle der drei Säulen übertragen, ins öffentliche Recht, im Strafrecht, auch im zivilrechtlichen öffentliche, im Strafrecht etwa. Die Frage, warum gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründen? Und ich musste damals meine Seminararbeit unter anderem zu diesem Thema schreiben und keiner wird glauben, dass das sozusagen auf einen Meinungsstreit der zwischen Hegel und Kantbestand so zurückzuführen ist.
Azamat Karimov 0:19:03
Okay.
Azamat Karimov 0:19:11
Ehrlich gesagt bin ich relativ richtungsoffen ins Referendariat gestartet. Also so viel vorweg. Ich habe niemals gedacht, dass ich Anwalt werde, weil ich hatte irgendwie nicht so ein gutes Bild, ehrlich gesagt, von Anwälten. Und mir widerstrebt er das irgendwie am Anfang ein bisschen. Und deswegen hatte ich ehrlich gesagt gar kein konkretes Ziel. Mein Ziel war wieder, nimm jede Station motiviert mit, versuch ein gutes Ergebnis am Ende zu erreichen und dann wirst du sehen, was du machen kannst. Und genau, hab dann die erste Station relativ unspektakulär absolviert und dann ging es Richtung Anwaltsstation. Und da musste ich mir das erstmal die Frage stellen, nachdem ich gesehen habe, Gericht, Staatsanwaltschaft und Behörde, das ist nicht mein Ding, ehrlich gesagt. Okay, vielleicht solltest du dir das doch anschauen. Früher war ich, wie ich eingangs erwähnt hatte, auch vielleicht aufgrund dieser Tätigkeit bei diesem Amt-Lehrstuhl und beim Auswärtigen Amt eher öffentlich-rechtlich ausgeprägt. Dann dachte ich mir so, okay, bewirb dich bei einer öffentlich-rechtlichen Boutique-Kanzlei und versuch da dein Glück. Hattest dann auch eine Zusage und dann kam es zu einem folgenreichen Gespräch mit meiner Schwester, die nichts mit Jura zu tun hat und der ich enthusiastisch davon berichtet habe, was ich bald machen werde. Sie schaute mich nur wirklich schockiert an und sagte, ist das dein Ernst? Hast du all die Jahre Jura studiert, um irgendwelche Autobahnen zu planen oder Flughäfen, sozusagen Flughafenprojekte zu begleiten? Darin liegt doch gar nicht deine Stärke. Du kannst zwar sozusagen das Ganze juristisch mit Sicherheit, aber deine Stärke liegt auch eigentlich im Umgang mit Leuten. Und das fand ich interessant, weil ich hab das gar nicht auf dem Schirm gehabt. Und hab dann dort abgesagt, erstmal keine Ahnung gehabt, wo es weitergehen soll und dachte mir dann wieder, okay, dann nimm irgendwie eine Station, wo du dir vielleicht die meisten Türen noch offen hältst. Und ich hab dann in der Zeitung zufällig ein Interview mit meiner Kollegin Orner gelesen. Und fand sie sehr sympathisch.
Azamat Karimov 0:21:26
Und mir hat... Was sie gesagt hat, hat mir sehr gefallen und ich hatte den Eindruck, ich habe dann die Kanzlei gegoogelt, ja, scheint eine Kanzlei sozusagen im klassischen Stil noch zu sein. Also die sind beide überwiegend im Notariat tätig gewesen, aber sind eben auch Anwälte und scheinen trotz ihres Schwerpunkts im Notariat anwaltlich relativ breit aufgestellt zu sein. Probier das doch aus und selbst wenn es nichts für dich sein sollte, wirst du fürs Examen davon profitieren. Du wirst hier mit den Kernbereichen des Bürgerlichen Rechts zu tun haben. Mit Familienrecht, mit Erbrechen, mit Immobilienrecht, mit Gesellschaftsrecht, mit Handelsrecht. Und so bin ich sozusagen, habe ich mich hier beworben und habe dann hier eine Zusage bekommen, habe dann begonnen und relativ schnell ehrlich gesagt gemerkt, dass es mein Ding ist, dass es mir gefällt. Und meine Schwester hat recht behalten tatsächlich, weil mir aufgefallen ist und es ist mir wichtig, auch den Hörern und Hörern mitzugeben. Jeder kennt sozusagen die Situation in der Examsvorbereitung. Man denkt, dass das ganze Leben nur von dieser Note abhängen würde oder abhängt. Und das ist wichtig, definitiv. Jeder sollte sich zum Ziel nehmen, sein persönliches Maximum daraus zu holen. Aber der Berufsalltag erfordert wirklich wesentlich mehr. Ich weiß noch, als ich hier angefangen habe, hat mein Kollege Hermann gesagt, Azamat, in deinem Werkzeugkoffer sind mehrere Instrumente drin. Kommunikation, Verhandlungsgeschick, Psychologie und wirklich der letzte Hammer oder der letzte Meißel ist wirklich das Recht. Du solltest versuchen, viele Konflikte auf den vorgenannten Ebenen zu lösen. Und nicht andersrum. nicht andersrum. Genau, also mach emotionale Probleme nicht sofort zu juristischen Problemen. Spart Zeit und Kosten und Nerven auch. Wir haben ja eingangs im Vorgespräch darüber gesprochen, dass es am Anfang schon an einem zerrt. Und genau, mir hat einfach gefallen, dass man hier mit einem sehr breit gefächerten Publikum zu tun hat, sozial und kulturell. Und da ist mir das erste Mal bewusst geworden. Wow, es scheint nicht selbstverständlich zu sein, dass man mit verschiedenen Leuten umgehen kann. Und es wäre schade, wenn man diese Kapazität, diese Fähigkeit nicht einbringen könnte. Also wenn ich jetzt einen klassischen Reihenbürojob gewählt hätte, dann könnte ich sozusagen nur meine juristischen Fähigkeiten einbringen. Und ich bin mir sicher, dass es wirklich sehr viele Leute da draußen gibt, die abgesehen von den juristischen Fähigkeiten auch viele andere tolle Fähigkeiten haben, die sehr, sehr, sehr wichtig sind im Berufsalltag. Und es wäre schade, wenn man die nicht einbringen könnte. Sei es nun eine Fremdsprache oder sei es Empathie oder Verhandlungsgeschick oder was auch immer. Diese Sachen sind nicht selbstverständlich, auch wenn sie nicht im Examszeugnis stehen am Ende.
Marc Ohrendorf 0:35:09
Danke dir.
Azamat Karimov 0:35:09
Tschüss.

Gäste

Die Gäste dieser Folge im Detail. Bitte nutze die Kontaktmöglichkeit nur, falls du an einem konstruktiven Austausch interessiert bist. Solltest du Feedback zu IMR haben, kontaktiere uns bitte direkt.

Azamat Karimov

Azamat Karimov Rechtsanwalt, Alter & Knoch

Kontakt

Abonnieren

Ihr könnt Irgendwas mit Recht bequem in Eurer Podcast-App der Wahl abonnieren. In der Regel findet Ihr den Podcast, wenn Ihr ihn dort einfach sucht. Alternativ klickt auf einen der unten stehenden Links.
Viel Spaß!