Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Professor | Universität zu Köln
Finde DEIN Vorbild! Zur Übersicht aller Episoden von IMR
Im 6. Teil des Examens-Spezial beleuchten wir, wie Ihr sinnvoll allein für Eure juristische Staatsexamina lernt. Prof. Dauner-Lieb gibt Tipps und Tricks, wie Ihr die Ihr Eure Klausuren analysieren und aus möglichen Fehlern lernen könnt. So gelingt es Euch, Eure Arbeit am Gesetz zu verbessern und Eure juristische Systematik zu verfeinern. Ferner besprechen wir, wie man allein ebenso wie in der Gruppe Klausuren analysieren und hiervon profitieren kann. Ihr erfahrt, warum es nicht allein darum geht, das individuelle Wissen zu steigern, sondern es vielmehr darauf ankommt, strategisch zu lernen. Welche Themen laufen schon und wo sollte man tatsächlich noch investieren? Wo sollte man Basics lernen und sich vertiefte Fragen eher in der Klausur erschließen? Woran erkenne ich, das ich mich nochmal mit einem Thema vertieft auseinandersetzen muss? Schließlich gehen wir darauf ein, wie Euer Netzwerk Euch unterstützen kann, um den Examenswahnsinn zu meistern. Viel Erfolg für Eure anstehenden Prüfungen! PS: Falls Ihr anschließend noch eine Position für Referendariat oder Berufseinstieg sucht, folgt IMR in der Podcast-App Eurer Wahl, um keinen spannenden Gast zu verpassen 😉
Happy Listening 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼
Die Uni Köln ist Deutschlands größte juristische Fakultät. Sie zeichnet sich durch mehrfach ausgezeichnete Lehre und juristische Forschung aus. IMR verbindet mit der Uni Köln ein besonderes Verhältnis, denn der Podcast startete hier im Jahr 2018 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Prof. Dauner-Lieb engagiert sich zudem seit Jahrem im Rahmen des Examenspodcasts Irgendwas mit Examen, der Teil von IMR ist. Dort erhaltet Ihr sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht einen kontinuierlichen kostenfreien Examenskurs in Podcast-Form.
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
Prof. Dr. Matthias Kilian , Professor
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
Das Selbstformulieren von Texten ist der Schlüssel zum Erfolg, auch wenn es mühsam ist. Es führt keinen Weg zur Erkenntnis ohne diese Umformung. Man lernt mehr, wenn man mit der Hand schreibt, statt nur zu tippen.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Herzlich willkommen zu einer neuen Spezialausgabe von Irgendwas mit Recht. Das hier ist mittlerweile schon Teil 6 des Examenspezials für euer gutes Staatsexamen, wie immer in Zusammenarbeit mit LTO und LTO Karriere. Auch wie immer, zumindest in dieser Spezialserie, spreche ich heute mit Frau Prof. Dauner-Lieb. Ich grüße Sie.
Ich grüße Sie und ich freue mich.
Ich freue mich auch, denn heute sprechen wir über ein Thema, wo zumindest sehr, sehr viel Zeit in der Examensvorbereitung reinfließt, nämlich das Alleine Lernen und das am besten sinnvoll. In einem Satz. Wann ist es sinnvoll?
Wenn man nicht lernt oder sich Lernen nicht vorstellt wie Kopieren von Wissen ins eigene Gehirn, sondern wenn man Inhalte reflektiert und verarbeitet und sich zu eigen macht.
Und wie mache ich das?
Tja, wie denke ich über irgendetwas nach? Wenn jemand etwas liest, wir fangen mal mit etwas Banalem an. Jemand liest in einem Lehrbuch, Sachenrecht, Vertiefung. Ich empfehle immer Helms Zepernik, ist ein ganz kleines Buch, aber sehr gut.
Dann kann man sich ein Kapitel vornehmen und man liest dieses Kapitel durch, nehmen wir mal an, Eigentümer-Besitzer-Verhältnis und dann fängt die Arbeit überhaupt erst an. Was sind die wesentlichen Punkte? Und was ist die Struktur des Gesetzes? Was sind die Aussagen dieses Kapitels? Wo gibt es Probleme, die in der Klausur vorkommen könnten? Welche Fallkonstellationen sollte man durchgedacht haben? Und zwar selber.
Das wird in einem guten Lehrbuch oder in einem guten Skript, sofern es das gibt, wird das angeregt, das so zu machen, was jedenfalls nichts nutzt, es mit dem Marker zu sitzen, zu unterstreichen und nach einer Stunde zu sagen, Kapitel habe ich gelesen. Wenn Sie nicht hinterher auf einer Seite notiert haben, was will ich im Kurzzeitgedächtnis behalten, was will ich im Langzeitgedächtnis speichern, was ist wirklich wichtig, was ist Verständnis, wenn Sie also nicht reflektiert haben, warum, wieso, wohin, dann können Sie die ganze Lektüre vergessen.
Von den gerade genannten Fragen ist, glaube ich, eine Frage wirklich wichtig, weil viele Studierende und Referendarinnen sich die heute schon stellen und zwar, wie kann das in der Klausur drankommen? Das ist natürlich irgendwo angstgetrieben, weil Lernziel immer die gute Klausur ist. Aber diese ganzen anderen Fragen, beispielsweise auch, wo steht das im Gesetz, wie gehe ich damit um? Die erleichtern ja paradoxerweise, dass da hinkommen, oder?
Also, das ist etwas, das kann man sich nur selbst erarbeiten. Da kann man mit guten Ratgebern, guten Dozenten ein bisschen Hilfe bekommen, aber eigentlich muss man selber drüber nachdenken. Ich gebe Ihnen ein ganz praktisches Beispiel.
Wenn Sie im Sachenrecht an das Übersichtskapitel kommen, Grundsätze des Sachenrechts, Publizität, Abstraktionsprinzip, dann ist doch völlig klar, dass niemals in einer Klausur die Frage kommt, schildern Sie die Grundsätze des Sachenrechts. Also, das ist wichtig fürs Verständnis, aber als Thema wird das in der Klausur nicht vorkommen.
Das heißt, Sie müssen das Abstraktionsprinzip so beherrschen, dass Sie nicht dagegen verstoßen. Aber niemand wird sie in der Klausur nach dem Abstraktionsprinzip tatsächlich fragen. Und so muss man immer an den Stoff rangehen, indem man sich kurz überlegt, ist das Stoff, den ich brauche, um zu verstehen, wie das System funktioniert? Oder ist das Stoff, mit dem ich tatsächlich nachher konkret arbeiten muss? Und glauben Sie mir, je mehr man sich bei jeder Seite, die man gelesen hat, diese Frage stellt, desto weiter kommt man, weil schon die Frage bereits auslöst, dass man in die richtige Richtung denkt.
Das heißt übrigens nicht, dass dieser Stoff nicht wichtig ist, aber man muss unterscheiden zwischen Dingen, die man nur verstanden haben muss und Dingen, die man wirklich wissen muss. Und wissen muss man sehr viel weniger, als dass man es verstanden haben muss.
Verstanden heißt, wenn in der Klausur ein Thema kommt, man weiß, wie man einsteigt, man sieht das Gesetz und dann fällt einem alles wieder ein, was man dazu braucht. Und das bisschen, was dann übrig bleibt, ist tatsächlich Wissen.
Also beim alleine Arbeiten kann ich immer wieder sagen, stur etwas lesen und markieren kann man sich sparen. Und man kann sich auch sparen, den Versuch, einen Meinungsstreit mit fünf Meinungen auswendig zu lernen. Ich sage immer, denken Sie das Problem durch, überlegen Sie, wo das Problem in der Klausur drankommt.
Das kann man schon selber erdenken. Versuchen Sie zu sagen, was spricht pro contra und merken Sie sich den Interessenkonflikt, dann werden sich die Argumente hinterher in der Klausur schon einstellen. Niemand, behaupte ich, wird im Zivilrecht nach vier Wochen noch mehr als eine Meinung zu irgendeinem schwierigen Streit haben.
Braucht man auch gar nicht, weil das fällt einem dann schon wieder ein, wenn man das Problem verstanden hat. Und dafür braucht man natürlich die richtigen Quellen zum Lesen. Also von einem Autor, Repetitor, alles zu den fünf Büchern BGB lesen, das wird nicht funktionieren und schon gar nicht zu allen Fächern, die wir haben.
Mein Rat ist immer, man sollte bei jedem Fach sich überlegen, was ist eine geeignete Quelle. Und das hängt auch davon ab, wie viel man schon weiß und wie viel man noch nicht weiß. Also man muss wirklich erstmal drüber nachdenken, wie man dann tatsächlich alleine arbeitet.
Das ist natürlich auch eine recht individuelle Frage, weil der eine besser mit Lehrbuch und oder Skript in einem bestimmten Rechtsgebiet arbeitet und der andere mit einem ganz anderen Lehrbuch. Wenn man das für sich dann herausgefunden hat, dann haben wir gerade schon gehört, ist das reine Lesen natürlich bei weitem nicht alles, sondern man sollte auch zusammenfassen, wiederholen, reflektieren.
Wie sieht denn eine gute Zusammenfassung aus? Wie gehe ich das an, das Thema?
Tja, versuchen Sie mal aus zehn Seiten aus dem Kopf die fünf wesentlichen Punkte mit eigenen Worten zusammenzufassen. Das Wichtige ist das mit eigenen Worten. Da wir alle eilig sind, haben wir die Neigung, uns wichtige Sätze rauszuschreiben.
Das ist schon besser als gar nichts, weil man damit natürlich auch juristischen Stil einübt und kopiert. Aber wenn man ein Problem wirklich verstehen will, ist nichts besser, als zu sagen, so, ich lege jetzt mal einen Augenblick den Text weg und ich lasse mir die Zeit und ich schreibe auf, wie ich es verstanden habe.
Jetzt werden sie sagen, dazu haben wir keine Zeit, weil dann schaffe ich das nicht alles. Aber meine Erfahrung ist, wenn ich zehnmal das selbst gemacht habe, verstehe ich die restlichen 30 Probleme praktisch von selber, wenn ich sie lese. Aber ohne diese Übung, es selber zu verstehen, ist alles, was man in sich reingeschaufelt hat, eigentlich nur so, das sind Bruchstücke von etwas, die man dann nicht wieder zu einem vernünftigen Ganzen zusammensetzen kann.
Also das Selbstformulieren von Texten ist der Schlüssel zum Erfolg, ist auch das Allermühsamste, ist das, was man am allerungernsten macht, aber es führt im Grunde keinen Weg zur Erkenntnis ohne diese Umformung. Ich würde sogar sagen, die meisten Menschen, auch die Jüngeren, lernen mehr, wenn sie diesen Akt mit der Hand vollziehen und nicht mit dem Computer, sondern wenn sie tatsächlich nochmal mit dem Stift und der Hand darüber nachdenken.
Also ich sage nicht, das muss man so, aber wenn ich wissenschaftlich an einer Idee arbeite, dann habe ich ein weißes Blatt und schreibe. Und da schmeiße ich nachher alles weg. Und natürlich bringe ich es nachher in ein anständiges Format und das wird getippt.
Aber um das aus mir selber rauszuholen und rauszufinden, wo sind die Ecken, brauche ich die Hand. Das muss jeder für sich selber finden.
Das geht ja so ein bisschen in die Richtung dessen, was wir auch schon in einer der letzten Folgen hier im Examensspezial besprochen haben und zwar dieser Punkt, dass man in der Lerngruppe, wenn man den anderen etwas erklärt, ganz wunderbar herausfinden kann, ob man es selber schon verstanden hat. Und wenn ich sie richtig verstanden habe, ist das ja bei der Zusammenfassung dann gar nicht so anders.
Ja, es ist im Grunde derselbe Akt. Schiller ist zugeschrieben über die allmähliche Verfertigung des Gedankens beim Reden und Schreiben. Dass durch die Entäußerung des Gedankens häufig der Gedanke erst vollständig entsteht. Das ist übrigens einer der Gründe, warum man nicht stundenlang über eine Gliederung nachdenken sollte, auch in der Klausur, weil man meistens die Probleme erst findet, wenn man tatsächlich darüber schreibt.
Deswegen rate ich auch immer zum sehr schnellen Loslegen, weil dieses Gliedern im Kopf ist unglaublich fehleranfällig und das, was wirklich ein Problem darstellt, wird meistens dann erst gefunden, wenn man es hinschreiben muss und dann hat man keine Zeit, es nochmal zu korrigieren.
Gut, jetzt stellt sich dann natürlich wiederum die Frage, wie schaffe ich es eigentlich, diese Fülle an Stoff durchzuarbeiten, zusammenzufassen, zu reflektieren, zu wiederholen. Sie schreiben in dem aktuellen Buch zur guten Examensvorbereitung, was wir natürlich hier auch schon verlinken, wieder in den Shownotes, dass man nicht mehr als zwei Rechtsgebiete pro Tag machen sollte und innerhalb eines Rechtsgebiets doch mindestens 90 Minuten investiert.
Warum?
Ich bin überzeugt davon aus Erfahrung und Beobachtung mit den Menschen, die mit mir arbeiten. Dass Körper, Seele und Geist eine gewisse Zeit brauchen, bis sie sich eingefunden haben. Also 10 Minuten das eine, 10 Minuten das andere machen, das muss man im Beruf nachher oft genug.
Wenn man in der Kanzlei oder in der Wirtschaft arbeitet, hat man nachher einen Unterbrechungsrhythmus von 6 Minuten, dann klingelt wieder das Telefon und alle Leute, die dann irgendwas Komplexeres leisten müssen, arbeiten morgens oder abends eine Stunde, wenn es Ruhe ist. Und das ist beim Erarbeiten von Stoff noch viel wichtiger.
Ich finde 90 Minuten ein gutes Format. 60 geht auch. Darunter kommt im Allgemeinen bei Neuerarbeitung nichts hinzu. Man kann was wiederholen in 50 Minuten, aber es ist so eine Erfahrung, dass man eigentlich Zeit braucht.
Dazwischen muss man dann nochmal aus dem Fenster gucken. Aber man muss im Grunde auch für die Klausuren und fürs Examen sich drauf trainieren, dass man 60 bis 90 Minuten durchhält. Und das hält man meines Erachtens nicht mehr als zweimal am Tag durch.
Also da muss man schon ganz schön üben. Und wenn man sich daran gewöhnt und vielleicht auch die beste Arbeitszeit dafür reserviert, ich erarbeite mir jetzt etwas Komplexes, dann hat man da auch einen sehr großen Lerneffekt. Ich wollte nochmal anknüpfen, zusammenfassen üben.
Sehr, sehr gut für das Zusammenfassen üben. Sind BGH-Entscheidungen. Man sollte ja als Kandidat oder Kandidatin am Schluss doch so etwa 50 BGH-Entscheidungen im Zivilrecht kennen. Und da hat es keinen Sinn in der RÜ so einen kleinen Absatz zu lesen, sondern also praktisch drei Sätze.
Die eigentliche Arbeit ist da ja schon gemacht. Aber wenn man sagt, ich lese ab und zu nicht jeden Tag eine BGH-Entscheidung und ich mache mir die Mühe, aus zehn Seiten back online eine Seite zu machen. Es ging um folgendes Problem.
Der BGH hat das und das gesagt. Das waren seine zentralen Argumente. Was meinen Sie, wie schnell Ihre Lernkurve plötzlich ist, weil Sie plötzlich sehen, das ist wichtig, das ist unwichtig, die Daten können wir weglassen, die spielen hier gar keine Rolle, das sind die Umstände des Einzelfalls.
Und dieses Rausholen aus einem komplexen Text, was wirklich letztlich im Reptilienhirn verbleiben soll, das ist ganz, ganz wichtig. Und wie gesagt, BGH-Entscheidungen sind die einfachste Übung, weil es abgeschlossene Texte sind, von denen man sagt, wenn ich die durch habe, habe ich die durch.
Also ich nehme immer Hühnerpest oder jetzt irgendeines von den Neueren. Ich nehme mir vor, wenn ich die Produzentenhaftung erarbeite, lese ich mal Hühnerpest. Von vorne bis hinten.
Das dauert eine Stunde. Aber sie werden nie wieder in der Produzentenhaftung wirklich schwimmen, auch wenn sie nicht alle Details mehr kennen, weil sie einmal das Problem durchdacht haben. Nämlich, es gibt keine vertraglichen Ansprüche und der Geschädigte kann dem Hersteller sehr schwer beweisen, wo der Fehler gelegen ist.
Das ist ja das Problem. So, und wenn Sie das einmal mithilfe dieser sehr plastischen Entscheidung verstanden haben, dann werden Sie die ganzen Varianten mit der Rückholpflicht und mit der Aufklärungspflicht und was man da sonst jetzt noch dran gedockt hat, hunderte von Seiten, das braucht man dann nicht lernen. Sondern das kann man dann einbinden und dann findet man das auch wieder, weil man einmal durch etwas durchgedacht hat.
Jetzt nochmal, man wird nicht den ganzen sogenannten Stoff so durcharbeiten können, dafür fehlt die Zeit. Aber man sollte sich überlegen, was ist es wert, mal tiefer zu gehen. Und eigentlich sollte jede Woche irgendwo auch etwas in die Tiefe gegangen sein.
Nein, ein guter Dozent, vielleicht auch ein guter Repetitor ist in der Lage, in seinen Vorlesungen immer wieder zu sagen, das ist besonders wichtig, das lohnt sich da nochmal drüber nachzudenken. Also ich sage zum Beispiel im Bereicherungsecht immer, Leute, also zur Rückgriffskondition würde ich nun nichts nachlesen, das ist ein Nebenkriegsschauplatz, aber den Jungbullen, den muss man draufhaben, weil der Jungbulle in 100 Variationen immer wieder vorkommt, darüber reden wir jetzt länger.
Das ist vielleicht auch die Aufgabe eines guten Coaches, eines guten Dozenten, dass er sie unterstützt beim Selbstlernen, dass er ihnen Tipps gibt, was bringt was, was bringt nicht so viel, wo verzetteln sie sich in Details, denn es ist ja keineswegs so, dass alles gleich wichtig ist und es ist keineswegs so, dass alles gleich oft drankommt.
Und das lässt sich doch dann auch dahingehend kondensieren, dass man sagt, naja, zählt bitte nicht die Stunden, die ihr vor den Büchern sitzt, sondern macht euch mal ganz bewusst auch Gedanken darüber, wo investiere ich gerade wirklich Gehirnschmalz und wo schreibe ich vielleicht einfach nur Karteikarten, lerne was Altes, was ich schon mal hatte, wiederhole. Sondern wo sind diese 90 Minuten, 60 Minuten, wo sind diese Blöcke in der Woche, die wirklich tiefgründig dann auch Wissen schaffen? Und einer dieser Blöcke könnte ja beispielsweise auch in der Analyse von Probeklausuren liegen.
Wir haben ja schon ein bisschen darüber gesprochen hier, wie man Probeklausuren schreibt, ob mit Hilfsmittel, ohne Hilfsmittel, wie man das Ganze angeht. Aber im Folgenden würde ich ganz gern nochmal das Augenmerk darauf richten, wie man eigentlich eine Probeklausur, die man von jemandem korrigiert bekommen hat, dann wiederum für sich selber analysieren kann.
Und ich würde mal die These aufstellen, dass häufig das Ego ein bisschen im Weg steht, weil man sieht, ach, waren doch wieder nur, weiß ich nicht, vier oder fünf Punkte, Mist, naja, komm, die nächste wird wohl besser und dann landen die Teile öfters mal in der Ecke. Was kann man da besser machen?
Also erstmal, ich muss nochmal anknüpfen, wenn man... Davon ausgehen darf, dass jemand sachkundig korrigiert hat, das tun wir jetzt mal, und nicht ein Voll-ID ist, dann macht es sowieso keinen Sinn. Aber das ist nicht die Regel, sondern die Regel ist, dass sich jemand sehr viel Mühe gemacht hat und es auch halbwegs kann.
Dann ist das Erste, wenn ich die Korrekturen nicht nacharbeite, kann ich mir den ganzen Aufwand sparen. Dann habe ich nur eins gelernt, wie ich fünf Stunden am Stück gesessen habe, sonst nichts. So, wenn man jetzt anfängt, das auszuwerten, Und wir versuchen ja so zu korrigieren, jedenfalls im Studium, dass unsere Studierenden was mitnehmen und nicht nur eine Note kriegen.
Dann würde ich die Note erstmal zumachen und zudecken und sagen, da kann sich der, der korrigiert hat, sogar geirrt haben. Die Note ist vollkommen irrelevant. Das Einzige, was vielleicht zählt, ist zu wissen, wäre ich noch über dem Strich oder drunter.
Das stimmt. Aber sonst ist eigentlich gleichgültig. So, was ist jetzt wichtig? Das Erste ist, habe ich vordergründige Fehler gemacht? Habe ich die Personen verwechselt? Habe ich die Daten verwechselt? Habe ich die Fakten nicht richtig gelesen? Sachverhalt lesen. Ich würde immer eine Karteikarte anlegen, die ich jedes Mal abspiele.
Habe ich irgendwas falsch gemacht im Sachverhalt? Nein, die ersten drei Male ja, beim vierten Mal nein, Erfolg. 2. Habe ich die richtigen Anspruchsgrundlagen gefunden? Bin ich richtig eingestiegen? Ja, ja, ja, nein.
Da kann man nämlich auch sehen, wie man allmählich besser wird. Habe ich das Problem des Falles richtig gefunden? Habe ich alle gefunden, nur teilweise gefunden? Fehlt mir da was? Habe ich das Problem richtig beschrieben? Oder meckert der Korrigierende, indem er sagt, nicht unpräzise oder sowas? 5. Fehlte mir an Wissen was, wo ich in die Tiefe gekommen bin? Und diese Fragen, es können auch noch mehr sein, bei mir kommt zum Schluss immer, wurde gemeckert am Handwerkszeug, an Arbeit mit dem Gesetz, an Arbeit mit der Systematik, was war eigentlich das Problem, dass ich irgendwas nicht gewusst habe oder dass ich es nicht gut gemacht habe? Und wenn Sie ein solches Raster haben, dann müssen Sie jede Probeklausur, die Sie geschrieben haben und die Sie korrigiert bekommen haben, mithilfe dieses Rasters evaluieren.
Ich habe das zum zweiten Staatsexamen geradezu theologisch religiös praktiziert. Ich habe hunderte von Zivilrechtsklausuren gemacht und dann immer geguckt. Ich habe das dann auch mit mir selber nur gemacht. Da habe ich dann also nur eine Probeklausur skizziert und geguckt.
Hast du es gefunden? So, habe mich also selber bewertet. Und Sie werden merken, es sind immer dieselben Dinge, die man nicht gut macht. Und man sollte immer gucken, was war schon gut? Ich habe schon fast alle Probleme gefunden.
Prima, das ist schon toll. Oder ich habe offensichtlich keine Fehler mehr gemacht im Sachverhalt. Aber nochmal, wenn Sie das nicht angucken und sagen, da war wirklich der Fehler. Sie können auch mal sagen, der Korrektor hat Unrecht.
Das habe ich oft gesagt zu mir selber. Dann ist das aber auch schon wieder die Reflexion, die richtig ist. Sie können auch sagen, die Lösung des Klausurenkurses ist falsch, aber dann müssen Sie überlegen, wie wäre es denn richtig? Richtig.
Und all das, wenn Sie das nicht tun, sondern einfach nur sagen, keine Lust gehabt, war nicht gut, wieder nur sechs Punkte, ich komme da nicht vom Fleck, dann können Sie sich die ganze Übung sparen. Das tut natürlich, das muss man einfach sagen, das macht keinen Spaß.
Man muss überlegen, ob man sowas nicht vielleicht mal in die Arbeitsgruppe tut. Ob man da nicht sagt, wir gucken uns mal das gemeinsam an. Ich habe das jetzt in meiner Nachmittagsveranstaltung begonnen, dass wir gemeinsam eine Klausur korrigieren.
Mögen die Leute nicht schrecklich gerne. Aber diese Diskussion, das hätte ich jetzt aber anders gemacht. Oder das ist ja ein ganz blöder Obersatz. Oder das ist überhaupt kein Obersatz.
Das ist das, was einen wirklich weiterbringt. Das ist diese Qualitätsverbesserung und wenn man sich da nicht anstrengt, tritt man auf der Stelle. Die meisten jungen Leute haben die Vorstellung, sie müssen ihr Wissen steigern.
Sie müssen den Topf sozusagen mehr reingießen. Das ist aber nach meiner Beobachtung nicht so, sondern sie müssen vor allen Dingen überlegen, was läuft schon und was läuft noch nicht. Das kann schon mal sein, dass man sagt, jetzt kam eine Klausur mit einer Hypothek, ich weiß überhaupt gar nicht, was das ist.
Das ist natürlich so, da hilft Ihnen dann gar nichts, wenn Sie noch nicht mal wissen, wo Hypothek ist, dann läuft das nicht. Das ist klar. Aber das ist eigentlich bei Leuten, die sich normal vorbereiten, eher selten.
Also dass etwas kommt, was man können müsste und dann, wo man auf jemanden stößt, der gar keine Ahnung hat, das kommt selten vor. Aber immerhin, es kam im letzten Jahr eine Klausur, genau vor einem Jahr, da ging es plötzlich um die Vermittlung einer Honorarprofessur.
Da wollte jemand Honorarprofessor werden. Das ist ein bisschen für einen Studierenden, auch wenn wir in Köln eine ganze Menge davon haben, ist ein bisschen komisch. Ja, da muss man mal ins Hochschulgesetz gucken.
Also da muss man die Kühlheit haben, zu sagen, wo könnte das geregelt sein? Wohl eher im öffentlichen Recht, sich fünf Minuten vergegenwärtigen. Was ist das eigentlich? Ja, dann kann man dazu auch was schreiben. Aber da wird nicht erwartet, dass sie das gönnen.
Aber eine Hypothek oder, ich sag mal, ein Vermächtnis, auch eine Klausur im November oder Oktober war das, das ist natürlich blöd, obwohl sie, wenn sie Nerven haben, durch Durchlesen das Vermächtnis kriegen sie noch raus. Die Hypothek eher nicht, aber das Vermächtnis kriegen sie raus.
Jetzt habe ich das gemacht. Ich bereite mich vor, ich habe vielleicht auch eine gute Lerngruppe, ich habe diesen Austausch, ich habe eine Klausurbesprechung, woran man sich ja im Übrigen dann auch meistens besser erinnern kann, wenn man das nochmal in einer Gruppe gemeinsam diskutiert hat und nicht alles nur so eine verwaschene Erinnerung ist. Jetzt habe ich aber noch ein weiteres Thema.
Dieses alleine Lernen ist natürlich nicht im luftleeren Raum, sondern ich habe ja weiterhin auch Familie, ich habe Freunde, ich habe Bekannte und gerade in der aktuellen Zeit muss ich natürlich auch darauf achten, dass es mir vielleicht mental insgesamt ganz gut geht. Ich war neulich in einem Vortrag eines Professors aus dem Rheinland, der sagte, liebe Leute, jemand, der nicht Jurist ist, kann ohnehin nicht verstehen, was ihr da gerade tut.
Seht zu, dass ihr diese Beziehung möglichst beendet oder auf ganz kleiner Flamme haltet. Ich habe ehrlich gesagt sehr mit den Ohren geschlackert und gedacht, Mensch, genau das sind doch die Leute, die einem da besonders gut tun, weil mit denen kann man auch mal über was anderes sprechen.
Wie sehen Sie das? Was ist die Rolle des Netzwerks, der Freunde, der Familie in dieser stressigen Zeit des Alleine-Lernens in der Examensvorbereitung?
Das ist zentral wichtig. Das ist fürs mentale Überleben und für den Kontakt mit der Realität in einer Phase, die ja doch dann irgendwie an den Wahnsinn grenzt, ist das zentral. Übrigens schon Rudolf von Jering sprach von diesem Wahnsinn und beschreibt, wie er in der Examensphase heimgesucht wird von einem nächtlichen Gerippe, das ihm irgendetwas sagt zum subjektiven Recht.
Also das ist bei Juristen immer so gewesen. Ich würde es mal verfolgt sagen, wenn man in einem Familienverband oder in einer Beziehung oder in einer guten Freundesgruppe lebt, ist wichtig erstmal, dass man kommuniziert, wo man eigentlich steht. Ich glaube, dass es sehr hilfreich ist, wenn man den Menschen, mit denen man gerne, mit denen man zusammen ist und mit denen man auch eng verbunden ist, sagt, ich trete jetzt in eine Lebensphase ein, die mich sehr fordern wird und ich brauche euren Support, aber erstens werde ich nicht immer ganz angenehm sein, weiß nicht, ob man das sagen darf, und zweitens, ich werde zeitlich sehr in Anspruch genommen sein und ich würde mich freuen, wenn wir uns trotzdem gegenseitig pflegen und unterstützen können.
Aber ich glaube, das muss man Menschen, die nicht aus einer Juristenfamilie kommen, erklären. Wobei ich sage, wir sollten uns auch nicht einbilden, dass unser Studium das Einzige ist, auf das man hart zum Examen lernen muss. Also den Wahnsinn gibt es auch woanders, aber diese Länge, das ist schon was Besonderes.
So, und dann sollte man wirklich... Nur überlegen, wie man seine Woche gestaltet und wo die Freiräume sind. Also die Vorstellung, dass man nachsitzen kann. Dass man sozusagen, weil man tagsüber nicht gut war, abends von sechs bis zehn das noch nachholt.
Das würde ich nicht machen. Das kann man mal machen, wenn man klare Gründe hat. Es war ein wunderbares Wetter, man ist jetzt rausgegangen, man hat was für sich getan. Da kann man auch sagen, ich gehe abends noch lernen.
Aber wenn man von morgens bis abends gesessen und nichts geschafft hat, dann hätte man eigentlich am liebsten besser schon um drei Uhr das Haus verlassen, wäre um den Block gegangen, hätte gesagt, heute wird das nichts mehr, aber dann nicht nachsitzen, sondern am nächsten Tag mit dem anfangen, was dran ist. Man wird nie überall gleich in Form sein.
Und die privaten Beziehungen sollten einen festen Platz wie der Klausurenkurstermin haben. Und ob das nun das Mittagessen bei den Eltern am Sonntag ist oder im Moment ist sowieso alles anders oder der Sport mit dem besten Freund oder der besten Freundin oder die E-Mails oder Apps, die man sich abends noch schickt, hast du einen guten Tag gehabt.
Man kann das sicherlich nicht so machen wie früher, aber das Leben wird ja auch später mal Berufstätigkeit bringen, wo man das auch nicht kann. Aber mein Rat wäre immer, koppelt euch nicht vom normalen Leben ab.
Ihr vereinsamt, ihr geratet in eine Angstspirale, aber man sollte den anderen auch sagen, entschuldige, ist eine harte Zeit, vielleicht kannst du mich unterstützen.
Dann hoffen wir, dass diese knapp 30 Minuten dazu ein kleines bisschen beigetragen haben, dass es euch in dieser harten Zeit ein kleines bisschen besser geht. Vielen herzlichen Dank, Frau Professor.
Es war ein Vergnügen. Danke.