Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Professor | Universität zu Köln
In dieser Spezialfolge gehen wir darauf ein, was digitale Lehre für Euer Jurastudium bedeutet, wie ihr auch unter diesen Umständen erfolgreiche Klausuren schreibt und mit Motivation euer 1. und 2. Staatsexamen hinter euch bringt. Frau Professor Dauner-Lieb steht Rede und Antwort zu coronabedingten Fragestellungen in den wichtigsten Rechtsgebieten und gibt Tipps für die mündliche Examensprüfung. Wir erläutern, wie Euch die reflexive Praxis für Juristen bei der Optimierung Eures Lernens unterstützen kann und warum es ratsam ist, ein Lerntagebuch zu führen.
Happy Listening 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼
Die Uni Köln ist Deutschlands größte juristische Fakultät. Sie zeichnet sich durch mehrfach ausgezeichnete Lehre und juristische Forschung aus. IMR verbindet mit der Uni Köln ein besonderes Verhältnis, denn der Podcast startete hier im Jahr 2018 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Prof. Dauner-Lieb engagiert sich zudem seit Jahrem im Rahmen des Examenspodcasts Irgendwas mit Examen, der Teil von IMR ist. Dort erhaltet Ihr sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht einen kontinuierlichen kostenfreien Examenskurs in Podcast-Form.
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
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Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
Prof. Dr. Matthias Kilian , Professor
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
Nutzen Sie die verschobene Zeit zur Reflektion: Denken Sie selber nach, sortieren Sie Ihr Wissen mit eigenem Kopf und erstellen Sie daraus neue Karteikarten. Das führt zu einer besseren und nachhaltigen Examensvorbereitung.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Guten Morgen, hier ist Marc von Irgendwas mit Recht. Bevor wir mit dem Jingle und der neuen Folge loslegen, ein paar allgemeine Hinweise zum Podcast in nächster Zeit. Solange die Corona-Krise andauert, werden wir hauptsächlich auf Remote-Aufnahmen setzen.
Ihr werdet das gleich schon hören. Diese Podcast-Folge ist ein Audio-Interview mit Frau Prof. Dana Lieb. Nächste Woche haben wir auch eine Remote-Aufnahme. Dabei ist natürlich die Audioqualität nicht immer ganz so schön trocken, ganz so schön toll, wie das hier sonst der Fall ist, aber wir arbeiten daran, auch unsere Gäste da mit der entsprechenden Hardware auszurüsten und stellen auch nochmal ein bisschen was am technischen Setup um.
Das dauert jetzt so zwei, drei Folgen. Bleibt uns gerne gewogen. Wir freuen uns wie immer über euer Feedback und wie gesagt, wir arbeiten dran. Das ist dann alles bald wieder in gewohnt schöner Qualität.
Es gibt außerdem die nächsten Wochen hier ein kleines bisschen mehr, damit ihr mehr zu hören habt, euch nicht langweilig wird. Und nächste Woche gibt es auch noch ein Spezialprojekt, aber dazu dann zu gegebener Zeit. So, nun viel Spaß mit der Folge, bleibt gesund, bis dann, ciao.
So, herzlich willkommen zu einer etwas besonderen Folge Irgendwas mit Recht, jedoch mit einem bekannten Gast, nämlich mit Frau Professor Dauner-Lieb. Ich grüße Sie, hallo.
Hallo, Herr Ohrendorf. Ich freue mich, dass Sie die Initiative ergreifen und so frisch und munter sind.
Ja, noch. Und es bleibt hoffentlich auch so.
Das bleibt so. Das hoffe ich auch.
Wir, wie ihr schon hört, telefonieren heute miteinander aus gegebenem Anlass, der ja weithin bekannt sein dürfte. Und wir möchten uns mal unterhalten über das Thema Lernen in der Krise. Denn viele von euch, viele der Zuhörenden, werden ja gerade im Examen oder kurz vor dem Examen gehen, also in der Examsvorbereitung.
Und jetzt geht das vielleicht gar nicht. Frau Professor, was sollte man denn tun, wenn jetzt der Examenstermin verschoben wurde auf einmal?
Ja, also erstmal vor allem anderen ruhig Blut. Es werden Termine verschoben. Das kann auch ein bisschen mehr dauern als nur den April. Das ist meine Einschätzung.
Aber es wird wieder Termine geben und sie werden alle an ihr Ziel kommen. und Sie sollten alle versuchen, die Zeit, die Ihnen jetzt geschenkt wird, nicht die Ihnen weggenommen, sondern geschenkt wird, so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Darüber wollen wir uns jetzt erzählen, Herr Ohrendorf.
Ich möchte wenige Bemerkungen vorweg machen. Auf verschiedenen Homepages von Universitäten gibt es schon ganz viele tolle Tipps. Also ich sage nur, Professor Sanders, mit der ich sehr viel zusammenarbeite und jetzt auch Tipps entwickelt habe, Bielefeld, Und Stefan Lorenz, München, vorzügliche Vorgelesung, allgemeiner Teil.
Also mein erster Rat würde lauten, Sie können sich im Internet informieren. Es gibt eine ganze Menge Dinge, die man tun kann. Aber ich würde Ihnen jetzt ganz gerne das vortragen, näher bringen, was ich mir mit Professor Anne Sanders aus Bielefeld gemeinsam in den letzten Tagen ausgedacht habe für unsere Studenten und für all die Studenten, die sich interessieren.
Herr Ohrendorf, darf ich mit etwas ganz Unkonventionellem noch anfangen und etwas aus meinem Leben erzählen, was vielleicht die Studenten ein bisschen trösten kann?
Schießen Sie los.
Das ist nämlich ganz spannend, wie ich anfing zu studieren, 1973, endlos her für Sie alle. Da war ich die ersten Monate fast überhaupt nicht in der Uni. Warum? Ich war verliebt, ich war bei meinem Freund in Tunesien, ziemlich im Süden, irgendwo zwischen Saks und Tosir.
Sie können mal auf der Karte gucken, ganz weit weg, nah an der Steppe und an der Wüste. Ich war verliebt. Der machte seinen Ersatzdienst.
Wir waren vier Europäer in einem Dorf umgeben von Nicht-Europäern. Und was habe ich gemacht? Außer, dass ich eine Gesamtausgabe von Saint-Exupery und von Camus im Haus hatte, auf Französisch. Ich habe gearbeitet fürs Studium.
Und was hatte ich da? Ein BGB und den Brocks und den Diederichsen. Das waren so die Anfängerlehrbücher, die man uns empfohlen hatte. Die waren damals noch ganz dünn.
Damals gab es auch noch gar keine Gutachtenstechnik. Da gab es keine Anleitungen, keine Aufbauschemata, sondern man hatte das BGB und Mathe hatte Bücher, die ziemlich akademisch erklärten, was im BGB steht. So, die gute Nachricht.
Ich habe mich gelangweilt. Ich hatte eigentlich nicht furchtbar viel zu tun, außer zweimal am Tag Essen zu machen und abends eine Stunde spazieren zu gehen. Ich habe einfach angefangen, mich mit dem BGB zu beschäftigen, mithilfe des ziemlich guten Brocks, des ziemlich guten Diederichsen und habe angefangen, in der Not darüber nachzudenken.
Was will uns das BGB eigentlich sagen? Was steht da drin? In welcher Reihenfolge? Warum? Wie hängt das zusammen? Was verstehe ich nicht? Was verstehe ich vielleicht doch? Und meine Damen und Herren, das glauben Sie vielleicht heute nicht, ich habe damit mein weiteres Studium extrem gut vorbereitet, denn im BGB habe ich nie wieder Schwierigkeiten gehabt. Ich habe natürlich vieles nicht verstanden, aber die Übung selber, erst mal darüber nachzudenken, was steht da, was ist da formuliert, was für eine Bedeutung könnte das haben, hat mich geschult, immer erst mal den eigenen Kopf zu benutzen, bevor ich irgendwas Fremdes da hineintue.
Das war aus der Not geboren, das hat mir aber sehr viel gebracht und das wäre eine ganz, ganz wichtige Anregung an Sie. Sie könnten jetzt etwas tun, was Sie vielleicht längst hätten tun sollen, etwas mehr vom Lernen auf das Denken umschalten.
Wir reden gleich mal darüber, wie man das machen kann, da gibt es gute Tipps, aber meine Anregung heute lautet als allererstes langsamer werden, denken, skeptisch sein, nicht sofort etwas ins Gedächtnis speichern.
Bevor man so weit ist, bekommt einen ja vielleicht erstmal die Panik. Denn Examenvorbereitung ist eine Stresssituation und nun haben wir natürlich noch alle ein bisschen mehr Stress, wenn wir den ganzen lieben Tag zu Hause rumsitzen und auch mit so Ungewissheit umgehen müssen. Was können wir denn tun, um erstmal diesen ersten Schock sozusagen zu verdauen und dann wieder dahin zu kommen, dass wir sagen, so und jetzt gehe ich das an und zwar vielleicht auch ein bisschen anders als bislang, weil jetzt habe ich mal die Zeit.
Okay, also ich bin kein Psychologe, ich bin kein Arzt. Ich kann also jetzt nur über die Dinge sprechen, die ich selber ausprobiert habe, die ich um mich herum sehe, die funktionieren, die vielleicht auch ein bisschen aus der Lebenserfahrung erwachsen und dem Common Sense entsprechen. Aber wenn Sie ein paar Sätze möchten, gern.
Also das Erste ist Kopfkino managen. Und wir alle haben jetzt unfassbar viele Bilder im Kopf. Schreckliche Bilder, Szenarien, Katastrophenszenarien, Worst Cases. Meine Damen und Herren, das haben alle.
Man muss versuchen, damit so weit umzugehen, dass es einen nicht völlig überflutet. Dass man trotzdem klar denken kann, die notwendigen Entscheidungen treffen kann. Das Erste, was ich empfehle, ist den Alltag ein bisschen organisieren, so wie das in dieser Form jetzt geht.
Eine Struktur machen, wann will ich was erledigen, wann will ich meine Eltern, meine Freunde anrufen, wann will ich vielleicht mal Informationen aufnehmen, wann will ich schreiben, wann will ich arbeiten, wann will ich essen, was muss ich tun, damit der äußere Rahmen funktioniert. Manche von ihnen sind in Familien oder Gemeinschaften von zwei oder drei Menschen, manche sind ganz allein, beides hat Vor- und Nachteile.
Das werden Sie schon gemerkt haben, wenn man alleine auf ganz engem Raum ist, hat man nur mit sich selber zu tun. Wenn man zu zweit ist, geht man sich vielleicht auch auf die Nerven. Da muss man einen Rahmen schaffen, meine Erfahrung, in dem man sich bewegen kann.
Ein sehr guter Tipp von meinem Mitbewohner, ich lebe mit einem sehr jungen Studenten in einer studentischen Wohngemeinschaft im Moment, der hat gesagt. Naja, also zweimal Nachrichten hintereinander ist für mich eine Corona-Dosis zu viel. Die fand ich sehr klug für ein Erstsemester.
Also überfluten Sie sich nicht den ganzen Tag mit den sozialen Medien, mit Katastrophenmeldungen. Es reicht vielleicht, wenn man zweimal am Tag die Nachrichten sieht oder mittags nochmal. Aber versuchen Sie, Ihre Seele so zu managen, dass Sie nicht pausenlos Achterbahn fahren, damit Sie überhaupt erstmal ein bisschen Ruhe im Kopf kriegen.
Deswegen, das ist übrigens wichtig, wenn Sie im Examen stehen, aber auch dann, wenn Sie noch nicht im Examen stehen, mir scheint es einfach wichtig zu sein, eine Seelenstruktur zu schaffen und dann vielleicht auch zu akzeptieren, dass es Stunden gibt, wo man sich ganz, ganz dreckig fühlt und Stunden gibt, wo man besser arbeiten kann. Ich sage jetzt noch ein paar Dinge, die Sie vielleicht alle schon gehört haben, aber die ich gerade auch für Examenskandidaten für wichtig halte.
Wenn Sie spazieren gehen können, ohne andere und sich zu gefährden, dann tun Sie das. Wenn Sie bisher schon Gymnastik gemacht haben, machen Sie es. Wenn Sie autogenes Training gelernt haben...
Also praktizieren Sie es und wenn Sie es noch nicht gelernt haben, jetzt ist Zeit es zu lernen. Also es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich psychisch stabil zu halten. Anne Sanders und ich, wir sagen auch immer, Bibel und Beten schadet nichts, aber das ist nicht für jedermann gemacht.
Jedenfalls ist wichtig, Sie finden Ihren eigenen Weg, Ihren Tag zu strukturieren, mit Ihrem Tag umzugehen, Ihre Befindlichkeiten zu managen und damit sind wir schon wieder, Herr Ohrendorf, natürlich auch beim Examen. Die Selbstaktivität, das drüber nachdenken, war das für mich richtig und gut.
Das gilt jetzt für das praktische tägliche Leben, das gilt aber eigentlich auch ohnehin für das Studium und Examen.
Und das ist ja auch ein gutes Training der Stressresistenz für die Examensituation selbst, die dann irgendwann mal kommt.
Das ist ein vorzüglicher Hinweis. Meine Damen und Herren, ich bin ziemlich fest davon überzeugt, dass Ihnen nach dieser Krise, die wir hoffentlich bewältigen, auch wenn die Welt dann anders aussieht, das Examen nicht mehr ganz so wichtig, ganz so übermächtig, ganz so belastend erscheint. Wenn Sie das hier tapfer und halbwegs gesund bewältigt haben, dann werden Sie das Examen in dem relativen Rahmen einordnen, in dem es immer schon gehört hat.
Ich habe gehört von meinem Vater, der noch Soldat gewesen ist im Krieg, dass ihn eigentlich Examen nie irgendwie gekratzt haben. Und man braucht da eigentlich nicht sehr viel Fantasie zu vorzustellen, warum. Wenn man ganz andere Situationen erlebt hat, dann wird man sehen, es gibt ein Leben ohne Examen, es gibt ein Leben nach dem Examen.
Sie alle werden jung, wie sie sind, wenn sie gesund bleiben und vernünftig sind, einen guten Platz im Leben finden und die Welt dann wieder so aufbauen, dass sie eine gute Welt ist.
Lassen Sie uns an der Stelle vielleicht einen kleinen Exkurs machen. Das passt ganz gut zum Thema, dass man sich selber nochmal fragt, wo stehe ich eigentlich, was mache ich hier, wo will ich hin? Und zwar hinsichtlich der reflexiven Praxis für Juristen, die Sie auch mit gefördert haben am Kompetenzzentrum für juristisches Lernen und Lehren.
Herr Prömse hat die dort entwickelt. Da geht es auch darum, dass man viel darüber nachdenkt, wie man eigentlich lernt und dafür hat man ja gerade relativ viel Zeit. Könnten Sie dazu noch ein paar Takte sagen?
Unbedingt. Also wir haben die reflexive Praxis in einer ganz anderen Zeit entwickelt. Herr Ponse in seiner Doktorarbeit zusammen mit mir teilweise, weil wir immer wieder fast täglich darüber gesprochen haben. Da geht es darum, wirklich darüber nachzudenken, wo stehe ich als Jurist, was mache ich gut, wo muss ich noch mehr lernen, was kann ich von anderen lernen.
Was finde ich bei dem, was ich lese, nicht richtig? Wir haben da 40 Stunden, übrigens für jeden von Ihnen sofort abrufbar im Netz, müssen Sie nur über das Kompetenzzentrum gehen. Und jetzt hätten Sie Zeit, sich einfach rauszusuchen, welche Bausteine Sie brauchen.
Wir haben da tolle Interviews mit erfahrenen Juristen, die zum Beispiel darauf ankommen, was ist denn wichtig, wenn ich wirklich Richter werden will. Weil Kommenzenz, meine Damen und Herren, Stabilität, glauben Sie, die Richter können jetzt mit den Regeln, die für ganz andere Zeiten gemacht werden, sofort unmittelbar, klausurmäßig eine richtige Entscheidung fällen.
Jetzt ist der echte Jurist gefragt, der erstens seinen Handwerkszeug beherrscht, der die Gesetze kennt und der sie schließlich auch so anwenden können, dass sie in einer konkreten Situation ein gutes, nachhaltiges, menschliches Ergebnis fördern. Und ich glaube, wenn Sie sich ein bisschen mit dieser reflexiven Praxis beschäftigen und jeden Tag eine halbe Stunde, werden Sie gleichgültig, was Sie sonst noch machen, ungeheuer viel für Ihr juristisches Leben profitieren.
Wie schreibe ich? Wie mache ich Exzerpte? Welche Bücher sind wichtig? Welche sind nicht? Was ist das Gesetz überhaupt? Wie denke ich über das Gesetz nach? Wie gehe ich auch kritisch und reflexiv ans Gesetz an? Also da bieten wir ganz viele Möglichkeiten. Das haben wir alles natürlich schon gemacht zu einer Zeit, wo man an eine solche Situation nicht gedacht hat.
Aber das ist meine Botschaft zentral. Werden Sie aktiv, denken Sie nach und suchen Sie Möglichkeiten in der Reflexion, was tut mir gut, welche Bücher tun mir gut, welche bringen mich weiter. Und da bietet dieses Riesenangebot vom Kompetenzzentrum, ich will jetzt nicht für uns werben, aber ich glaube, wir bieten da etwas, was für diese Zeit Sie weiterbringen kann.
Vor allen Dingen, Sie können dauernd wählen, wozu habe ich denn jetzt Lust? Will ich jetzt mal nachdenken über Stil, über juristische Sprache oder will ich nachdenken über juristische Berufe? Ich glaube, da finden Sie für alles etwas und Sie haben auch einen Ansprechpartner und der Herr Prömse, dem könnte man sogar mal eine Mail schicken, ich würde die weiterleiten.
Ja, Sie sprechen es gerade schon an, wo wir gerade beim Werbeblock sind. Juristische Berufe, da kann man natürlich auch auf die zahlreichen alten Folgen dieses Podcasts verweisen. Also wenn ihr da sagt, naja, ich will mich mit Jura beschäftigen, aber nicht unbedingt mit materiellem Recht aktuell, dann hört auch vielleicht mal hier eine alte Folge rein.
Das kann ja auch motivatorisch sein, da so ein bisschen ein Ziel vor Augen zu haben, wenn denn dann das Examen irgendwann tatsächlich geschrieben wird.
Ja, erstens das kann ich sowieso nur empfehlen. Ich würde das auch jetzt nicht als Werbeblock, sondern als Hilfsangebot verstehen. Aber es gibt auch noch andere Dinge, ich weiß nicht inwieweit da Studierende schon rankommen, aber die ganzen guten großen Kanzleien geben jetzt im Internet sehr viele Hinweise, welche Konsequenzen die Krise für bestimmte Rechtsfragen hat.
Das geht natürlich los von Kündigungsschutz und Mieterschutz und Darlehensrückzahlung. Aber wer sich wirklich mit dem Beruf beschäftigen will und auch eine Anschauung bekommen kann, wie wichtig ein Jurist dann ist, wenn es mal wirklich Probleme gibt, der kann da unglaublich viele Anregungen kriegen. Deswegen, ich höre also jetzt von mittelständischen Unternehmern, Barbara, du hast da den Newsletter von Linklaters oder CMS zur Aussetzung der Insolvenzpflicht.
Kannst du mir den mal eben schicken? Ich brauche das jetzt als Unternehmer. Auch solche Angebote sind für Sie unglaublich anregend und Sie sehen da, es gibt ein Leben nach dem Examen. Das ist ja meine alte These, die ich immer schon vertrete.
Vieles im Examen ist ja geeignet, uns das Jurastudium zu verleiden. Aber der Beruf, der dann danach kommt, ist unglaublich spannend. Und meine Damen und Herren, was immer Sie machen, bleiben Sie gesund.
Sie werden danach, wenn Sie dann wirklich Juristen werden wollen, nochmal ganz andere Herausforderungen meistern können und spannende Berufstätigkeiten ergreifen. Vielleicht nicht mehr so gut bezahlt wie im Moment. Aber wenn Sie jetzt sagen, ich will Jurist werden, können Sie gehen.
Unglaublich viel für die Zukunft investieren, was ihnen dann weiterhilft.
Ja, guter Hinweis. Ich glaube, die meisten dieser Infos, also gerade Newsletter und Konsorten, findet man relativ schnell über die entsprechenden Social Networks oder auch einfach auf den Homepages der Kanzleien. Das ist dann natürlich gerade auch in ein paar Monaten für die mündliche Prüfung hochrelevant, denn der Prüfer, das wisst ihr ja wahrscheinlich schon aus den diversen Folgen und auch sonst aus eurem Netzwerk, Der Prüfer liest ja oftmals auch nur Zeitung und denkt sich dann, ach, das ist aber ein sehr geeignetes Thema.
Ja, also da sind jetzt schon die Klausurfälle der nächsten drei Jahre angedeutet. Da geht es natürlich um ganz große Fragen, die man junge Juristen nicht fragen werden kann. Wie ist das mit Lieferketten? Wie gehe ich mit Lieferanten um? Übrigens die Geschäftsgrundlage, Herr Ohrendorf, ja alle haben die Geschäftsgrundlage ja eher belächelt.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Veränderung der Geschäftsgrundlage einen Kernplatz in juristischen Debatten der nächsten fünf Jahre haben wird, weil im Moment hat sich die Geschäftsgrundlage für alle verändert. Was das bedeutet, wissen wir nicht.
Aber das Interessante ist natürlich auch, und wenn man sagt, man will die Geschäftsgrundlage nun sinnvoll anpassen, dann ist jetzt der reflektierte Jurist gefragt, denn jetzt muss gewürdigt werden. Jetzt muss man zeigen, ob man in der Lage ist abzuwägen, ob man in der Tat das, was man gelernt hat, menschlich, vernünftig, demokratisch, rechtsstaatlich anzuwenden.
Ich bringe mal ein ganz fürchterliches Beispiel, was aber doch auch schon im Raum steht. Wenn Sie in einer Klinik eine begrenzte Anzahl Betten haben Und eine... Anzahl von Patienten, die die Anzahl der Betten übersteigt, dann wird sich jetzt auch der Arzt, die durchaus auch juristische Fragen stellen sollen, wie gehe ich denn jetzt um? Gibt es eine Priorisierung? Was mache ich denn eigentlich? Wer mit offenen Augen und Ohren im Moment die Medien verfolgt, weiß ganz genau, dass diese Frage sich in Italien schon stellt.
Das ist eine Frage, die die Grundfesten unseres Grundgesetzes beruht. Und über all das könnten Sie jetzt nachdenken, Wenn ich ein bisschen didaktisch werden darf, Herr Odendorf, vielleicht führen Sie auch ein Tagebuch, in dem Sie einfach mal täglich notieren, was Ihnen an Rechtsfragen als Konsequenz der Krise in den Kopf gekommen ist, was Sie gesehen haben, wo Sie einfach mal eine Spur drüber nachdenken und dann darüber vielleicht Ihre eigenen Gedanken auch notieren.
Sie können nichts Nützliches für Ihre Examsvorbereitung machen.
Und sagen wir mal, ich bin jetzt in den allerletzten Zügen meiner Examenvorbereitung. Ich wollte eigentlich nächsten oder übernächsten Monat das schriftliche Examen ablegen. Was würden Sie diesen Kandidatinnen und Kandidaten raten? Wie sollte die konkrete Vorbereitung auf die Prüfung jetzt aussehen? Geht das überhaupt?
Ja, das geht. Jetzt werden wir ganz konkret, jetzt werden wir ganz praktisch und auch ganz juristisch. Das können wir gerne auch nochmal in einer anderen Folge vertiefen. Sie alle haben Klausuren und Klausurlösungen aus Ihren Klausurenkursen, aus Ihren Repetitorien.
Sie haben wahrscheinlich ganze Stöße von Material. Ich würde jetzt mal anfangen, diese Stöße von Material mit eigenem Kopf zu sortieren und darüber nachzudenken. Also, wenn Sie das Gefühl haben, ich würde jetzt gerne nochmal...
Sachenrecht wiederholen. Ich nehme jetzt mal Sachenrecht. Dann macht es zum Beispiel Sinn, zu sagen, ich hole mir jetzt mal die fünf Klausuren, die im Sachenrecht gelaufen sind, aus meinem Stoß und dann gehe ich die der Reihe nach nochmal durch. Und dann überlege ich mir, welche Probleme sind denn eigentlich konkret vorgenommen.
Das ist doch total interessant. Von fünf Klausuren war dreimal die Vormerkung. Also die Vormerkung scheint besonders wichtig zu sein. Ich gucke mal, habe ich ein Buch? Ich wiederhole nochmal die Vormerkung.
Womit kommt die Vormerkung zusammen? Mit dem Erbschein oder mit allgemeinem Teil? Weil, worum es mir geht, gehen Sie die Klausuren nochmal gegen die Bürste, gegen den Strich durch und sagen Sie nicht, ich setze mich jetzt stur hin und wiederhole dieselbe Klausur, sondern fangen Sie an, über das System anhand der Klausuren zu reflektieren und jetzt ganz wichtig, weil wir nicht mehr viel Zeit haben, Herr Ohrendorf, machen Sie sich vorher einen Plan, dass Sie sagen, ich erstelle mir jetzt mal für vier Wochen einen Stundenplan, täglich morgens zwei Stunden BGB, mittags eine Stunde Strafrecht, nachmittags zwei Stunden Ö-Recht.
Man kann das völlig anders machen. Sie sind jetzt etwas auf sich allein gestellt und das ist vielleicht an der Stelle gar nicht so schlecht. Machen Sie sich selbst einen Plan.
Telefonieren Sie mit Leuten, die sich gut organisieren können. Machen Sie sich einen Plan und dann fangen Sie an, über Ihre alten Materialien nachzudenken. Ich bin ziemlich sicher, dass auch außerhalb der Krise das wohl die beste Examensvorbereitung wäre.
Ich habe das in meinem Examenskurs immer gepredigt, aber wie Sie sich vorstellen können, nur mit sehr begrenztem Erfolg, weil bisher die Menschen halt nicht geglaubt haben, dass Selbstdenken mehr bringt, als noch mehr in den Kopf reinsteppen. Aber glauben Sie einfach, es ist die Erfahrung.
Nehmen Sie das, was Sie haben und drehen Sie es von links auf rechts und denken Sie nochmal drüber nach. Danach erstellen Sie neue Karteikarten und dann sind Sie auch in vier Wochen, wenn wirklich die Klausuren stattfinden sollten, na sagen wir mal im Mai, das hoffen wir ja alle, sind Sie bestens vorbereitet.
Ja, hinsichtlich der technischen Tipps, welche Tools sich da anbieten, wenn ihr da nicht ohnehin schon von gehört habt, werden wir das Ganze nochmal verlinken hier in den Shownotes zur Podcast-Folge. Also Stichworte Skype, Zoom, Adobe Connect, wie ihr eine gemeinsame Cloud einrichtet.
Das unterstützen entsprechend ja auch die Unis ganz gut. Ein Hinweis noch, ich glaube letzte Woche Freitag hat BackOnline für viele Studierende ihren Katalog so freigeschaltet, dass man ihn auch von zu Hause abrufen kann, was natürlich auch ganz entspannt ist dann.
Ja, das ist auch sehr wichtig, dass Sie dann die Angebote wahrnehmen und lesen Sie nicht von vorn nach hinten, sondern überlegen Sie, worüber möchte ich mich jetzt gerne informieren? Wo finde ich das beste Angebot? Wie gehe ich damit um? Und jeder Schritt, bei dem Sie wirklich überlegen, wie mache ich ICH das selbst, alleine aus eigener Verantwortung, der wird Sie auch juristisch weiterbringen.
Das ist einfach die Lebenserfahrung nach 40 Jahren Juristerei.
Ja, liebe Frau Professor, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich hier heute früh am Montagmorgen die Zeit genommen haben. Wir sprechen sicherlich in den kommenden Tagen und Wochen nochmal öfter miteinander, aber bis hierhin erstmal Dankeschön. Ich hoffe, dass viele Zuhörende ein kleines bisschen weniger Panik haben. Ihr werdet das schaffen und hört dann auch wieder von uns. Danke, tschüss.
Ja, ganz herzlichen Dank. Tschüss.