Dr. Maximilian Baumgart, Referendar | Universität zu Köln
Energierecht - Europäisches Energierecht - Energiewirtschaftsgesetz - Erneuerbare-Energien-Gesetz - Kartellrecht - EU-Recht - Rechtsvergleichung - Auslandssemester - Erasmus - Promotion - Binationale Promotion - Lehrbuch - Netzausbau - Energiebinnenmarkt - Erneuerbare Energien - Juristisches Handwerkszeug - Examsvorbereitung - Praktikum - Art. 101 AEUV - Art. 102 AEUV
Im Interview mit Dr. Max Baumgart zu seinem Studium in Deutschland und Genf sowie seinem Weg zum Energierecht. Warum ist das Schweizer Recht auch aus Deutscher Sicht so spannend? Was zeichnet das internationale Energierecht aus? Inwiefern ergeben sich aus der Regulierung dauerhaft spannende Rechtsfragen? Warum kann man in diesem Rechtsgebiet sein juristisches Handwerkszeug besonders gut anwenden? All dies erläutert Euch Max in der aktuellen Folge von Irgendwas mit Recht - und abschließend gibt's ein paar Tipps, wie es mit der ersten eigenen Lehrbuchveröffentlichung klappen kann. Happy listening!
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Die Uni Köln ist Deutschlands größte juristische Fakultät. Sie zeichnet sich durch mehrfach ausgezeichnete Lehre und juristische Forschung aus. IMR verbindet mit der Uni Köln ein besonderes Verhältnis, denn der Podcast startete hier im Jahr 2018 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Prof. Dauner-Lieb engagiert sich zudem seit Jahrem im Rahmen des Examenspodcasts Irgendwas mit Examen, der Teil von IMR ist. Dort erhaltet Ihr sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht einen kontinuierlichen kostenfreien Examenskurs in Podcast-Form.
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
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Prof. Dr. Matthias Kilian , Professor
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Man kann nur gut sein in dem, was man tut, wenn man dafür brennt. Finde eine Rechtsmaterie, die dich begeistert, und entwickle dein juristisches Feuer dafür.
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Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht, eurem Jura-Karriere-Podcast in Zusammenarbeit mit LTO und LTO-Karriere. Mein Name ist Marc Ohrendorf und heute spreche ich über das Energierecht und zwar mit Dr. Max Baumgart. Hallo Max.
Ja, hallo Marc. Grüß dich.
Ich grüße dich. Schön, dass du da bist. Sag mal Max, du weißt ja hier so ein bisschen, wie das läuft. Im Rheinland sagt man, wer bist du, was kannst du und so weiter. Wo kommst du her und wo hast du studiert? Stell dich doch mal kurz vor.
Ja, ganz schön viele Fragen. Ja, mein Name ist Max Baumgart. Ich komme aus dem Rheinland. Ich bin in Ratingen bei Düsseldorf aufgewachsen. Hab da, ja, meine Schulzeit verbracht.
War dann Zivildienstleistner in der Gegend. Und ja, bin danach noch ein bisschen um die Welt gereist. Wie man das, glaube ich, heute so auch standardmäßig macht, wenn nicht gerade Corona ist. Ja, ja.
Genau. Und bin dann, ja, eigentlich nach Berlin gegangen. Habe also quasi da mit dem Jurastudium angefangen. War auch eine Qual, sich erstmal zu entscheiden. Aber dann, als es dann die Entscheidung war, als ich die dann getroffen habe, ging es nach Berlin erstmal.
Warum hast du dich für Berlin entschieden dann am Ende des Tages?
Ja gut, warum Berlin? Wien, ja, wenn man aus dem Rheinland kommt, glaubt man ja, man käme vom Land, obwohl man ja eigentlich doch irgendwo... Die in einer Stadt wohnt, die direkt an die nächste Stadt grenzt.
Aber Berlin ist natürlich irgendwie der große Traum. Also man will dann nochmal was Größeres ausprobieren. Und ja, dann hat es mich nach Berlin verschlagen, wo die große Politik ja auch stattgefunden hat. Und es war 2009, da wurde gerade der neue Bundestag gewählt.
Ich war immer schon ein bisschen politisch aktiv, engagiert und bin dann quasi nach Berlin. Berlin konnte dann auch nach einer kurzen Zeit dann dort auch aus studentischer Hilfskraft bei unserem damaligen Wahlkreisabgeordneten, der auch frisch in den Bundestag gewählt wurde, anfangen. Und deswegen war das eigentlich eine ganz spannende Zeit.
Und ja, darum geht man nach Berlin.
Und hast du dann auch dort Examen gemacht?
Nee, ich habe nicht Examen in Berlin gemacht. Ich habe dann an der Humboldt studiert. Dort gab es eine Möglichkeit, das Schwerpunktstudium im Ausland zu verbringen. Und ja, das war für mich dann damals Genf.
Bin also dann nach Berlin ein ganzes Erasmusjahr nach Genf gegangen und habe dort mein Schwerpunktstudium absolviert. Wahrscheinlich die schönste Zeit bislang in meinem Leben, aber da kommen ja noch ein paar Jahrzehnte hoffentlich. Genau, und habe dann tatsächlich auch die Entscheidung getroffen, nach Genf nicht nach Berlin zurückzugehen, sondern wieder nach NRW zurückzukommen.
Ja, dann erzähl doch mal ein kleines bisschen über Genf. Wenn du sagst, das war die schönste Zeit, dann wollen wir ja da für die Zeit, wenn denn dann auch Auslandssemester wieder möglich sind, schon mal ein kleines bisschen was hören.
Ja, was kann man da groß erzählen? Also eigentlich könnte ich dafür jetzt wahrscheinlich den ganzen Podcast und die ganze Folge damit füllen. Ja, Genf war deshalb vor allen Dingen eine schöne Zeit, weil ich das erste Mal wählen durfte.
Also wenn man sich die juristische Seite anschaut, ich durfte das erste Mal wählen, was ich selbst gerne machen möchte. Die ersten vier Semester ist das Curriculum ja quasi eigentlich vorgegeben und das Schöne an diesem Schwerpunktstudium war, dass man aus über 30 Kursen sein eigenes Kursprogramm auswählen konnte.
So ein bisschen ja wie im deutschen Schwerpunktbereich letztlich. Das stellen ja auch hier viele fest, dass wenn sie es dann mal zum Schwerpunkt geschafft haben, dass man dann eigentlich relativ viel Freude im Studium auf einmal hat, weil man sich mit etwas beschäftigt, was dann auch die eigene Wahl ist und was meistens auch Spaß macht.
Also absolut. Also ich glaube, dass das schon sehr, sehr wichtig ist, dass man diese fakultativen Elemente im Studium hat. Denn ich glaube, Jura ist ein Studium, was für uns alle ja sehr, sehr, ja, es dauert sehr lange und es ist sehr, sehr intensiv.
Und wenn man da nicht das Feuer quasi für das Fach entwickelt, dann hält man das nicht durch. Und vor allen Dingen hält man das auch nicht in der Intensität durch, dass man am Ende eine wirklich gute Note im Examen hat. Das heißt, das war quasi die juristische Seite.
Natürlich, das kann ich einfach nur jedem auch ans Herz legen, ins Ausland zu gehen und möglichst mehr als ein Semester ins Ausland zu gehen, also ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen, sodass denn dann auch bald wieder möglich ist. Weil Genf natürlich, ja, es ist unglaublich spannend, wenn man dann mit Studierenden aus aller Welt zusammenkommt.
Also meine beiden besten Freunde kamen aus England und aus Finnland. Wir haben dann auf Französisch gesprochen natürlich, sind die Berge hochgekraxelt, sind im Genfer See schwimmen gegangen. Es gab dann auch so ein Ticket in der Schweiz, wo man nach 19 Uhr kostenlos fahren konnte.
Das heißt, wir sind dann immer nach 19 Uhr, haben uns in den Zug gesetzt. Ich habe den beiden Skat beigebracht, also haben dann ein deutsches Spiel auf Französisch gespielt und haben dann die Nacht dann irgendwo in einer anderen Stadt verbracht, um am nächsten Morgen dann wieder zurückzufahren.
Also deswegen Auslandsaufenthalt ist für mich, also das war sehr, sehr prägend, juristisch wie auch eben auch dann privat.
Was hast du denn inhaltlich dann dort eigentlich gemacht, wenn du schon die freie Wahl hattest? Was wolltest du denn gerne mal machen?
Ja, was wollte ich damals machen? Also ich war, ich kam ja eher aus diesem, also ich habe damals vor allen Dingen auch Jura studiert, weil mich diese politische Komponente sehr, sehr, sehr interessiert hat. Und ich kannte quasi, ja, Die EU-Politik, das war so dann irgendwo das, wofür ich ein bisschen gebrannt habe und das konnte ich dann vor allen Dingen auch vor Ort machen.
Das heißt, ich habe sehr viel EU-Recht gemacht, sehr viel EU-Recht mit den Beziehungen zur Schweiz. Das war sehr, sehr spannend eben auch zu sehen, warum sich dann auch ein Land wie die Schweiz dagegen entscheidet, in so einem Staatenverbund mitzumachen. Also das fand ich sehr, sehr interessant.
Warum denn eigentlich? Kann man das so einfach und kurz irgendwie sagen?
Wahrscheinlich kann man das nicht so einfach und so kurz sagen. Ich glaube, dass die Schweiz sehr, sehr stolz darauf ist, die eigenen Entscheidungen zu treffen. Das sieht man jetzt auch bei Brexit.
Da war auch eines der Hauptargumente, dass man sagt, we take back control. Fakt ist aber auch, es gibt ja, also der Begriff nennt sich autonomer Nachvollzug von EU-Recht. Das heißt, die Schweiz hat, glaube ich, zwei Drittel aller Gesetze der Schweiz basieren auf diesem Punkt des autonomen Nachvollzugs.
Das heißt, sie haben aus eigener freier Entscheidung, entscheiden sie sich dafür, EU-Sekundärrecht, also Richtlinienverordnung in Schweizer Recht umzusetzen. Also das heißt, faktisch sind sie frei und können viele Dinge tun, die sie wahrscheinlich nicht tun würden oder wo sie mit einem Vertragsverletzungsverfahren innerhalb der EU als EU-Mitgliedsstaat rechnen müssten.
Aber auf der tatsächlichen Ebene gibt es wahrscheinlich weniger Unterschiede, als man denkt.
Das ist doch ganz interessant. Also das ist ja oftmals was, was man vielleicht noch nicht so unbedingt weiß, wenn man immer so die Schweiz als neutralen Punkt mittendrin sieht sozusagen. Das aber doch de facto wahrscheinlich auch aus Harmonisierungsbestrebungen, weil das Leben einfacher wird, wenn man teilweise jedenfalls diese, entsprechenden Vorgaben umsetzt, dann doch in vielerlei Hinsicht sozusagen in Anführungszeichen mitgespielt wird.
Absolut, absolut.
Also das kann ich so bestätigen. Anderer spannender Aspekt war, die Pflichtkurse gab es dann eben doch auch und die waren vor allen Dingen im Bereich der Rechtsvergleichung in Genf und das war für mich auch einfach in dem Sinne wirklich fantastisch, weil ich aus Berlin kommend nach Genf ging und mir dachte, ja, irgendwie lerne ich jetzt hier so ein deutsches Recht auswendig.
Also ich hatte eine Zeit lang dann irgendwie dachte ich, das ist eher Rechtskunde statt Rechtswissenschaft, die ich hier mache. Und warum muss ich jetzt lernen, wie der Rücktritt vom Vertrag im deutschen Recht funktioniert? Gut, weil ich später in Deutschland leben werde, wahrscheinlich die meiste Zeit meines Lebens.
Aber das hat mir irgendwie nicht gereicht. Und da habe ich dann eigentlich tatsächlich auch die Antwort in Genf bekommen, weil in diesen Rechtsvergleichskursen mir irgendwie klar wurde, ja, das deutsche Recht, das hat eine, es gibt eine Antwort auf eine gesellschaftliche Frage, auf eine wirtschaftswissenschaftliche Frage. Das heißt also, jeder Staat, jede Gemeinschaft findet die eigenen Antworten auf solche viel grundsätzlicheren Fragen.
Und diese Antworten werden dann eben in Recht gegossen. Das hat mir unheimlich viel Feuer für das Studium, viel Spaß am Studium dann gebracht. Und das fand ich ganz, ganz, ganz, ganz spannend.
Spannend, was ich auch noch sagen kann, dass das mir auch gezeigt hat, warum wir in der deutschen Rechtswissenschaft auch so viel Wert auf den Talos einer Norm legen. Weil es eben darum geht herauszufinden, warum hat der Gesetzgeber sich diese Regelung eigentlich erdacht.
Und das war auch einer der wichtigen Punkte zu sehen. Rechtsvergleichung spielt für mich eine wichtige Rolle. Oder das spielt eine wichtige Rolle. oder es hilft unheimlich, ein guter Jurist zu sein, wenn man sich, Antworten aus anderen Rechtsordnungen anschaut und dadurch seine eigene viel besser versteht.
Zumal ja dann wahrscheinlich auch so eine Art Absolutheitsanspruch wegfällt, die man vermeintlich so als Denkschranke manchmal im Kopf hat. Also dass man auch den Fokus nur auf dieses eine System hat. Es ist ja auch schwer, während des Studiums oder während des Referendariats da nochmal raus zu zoomen, weil man eben das immer so vor der Brust hat, weil man auch Klausuren schreiben muss.
Aber ich kann mir vorstellen, dass man in so einem Umfeld wie so einem Erasmusjahr, Ja, insofern sei an der Stelle nochmal gesagt, wenn es nicht ohnehin schon jetzt rauskam, mach das, sobald es wieder geht. Ja, nehmt diese Gelegenheit wahr, wenn man in so einem Erasmus-Jahr dann auch mal wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, aus seiner Bubble rauskommt.
Absolut.
Also vielleicht kann ich noch kurz dazu was sagen, also was ich häufig oder ab, häufig möchte ich gar nicht sagen, aber ab und zu kriegt man dann ja die Kritik entgegnet, ja, du hast, ach, ein Jahr Erasmus gemacht, du hast doch nur gefeiert. Also für mich persönlich hat das überhaupt nicht gestimmt, weil ich wirklich Spaß an meinem Jurastudium auch entwickelt habe und dann sehr viel gelernt habe.
Ich habe einen Mutkort dann auch im Europarecht da unten gemacht. Also wirklich viel Spaß am Stoff entwickelt. Aber ich habe darüber hinaus auch sehr, sehr viel privat natürlich machen können. Und selbst wenn dieser Aspekt des Studiums fast dann gar nicht stattfindet, man muss dann, glaube ich, für ein Erasmus-Stipendium ja irgendwie acht Semesterwochenstunden, glaube ich, belegen.
Aber selbst wenn man das nur macht und nur die Klausuren besteht steht und das gar nicht macht. Also ich kann es nur wirklich auch empfehlen, weil diese Eindrücke, die man alleine schon durch seine Mit-Erasmus Kollegen und Kolleginnen bekommt, die sind so unbezahlbar und sind auch ein Netzwerk, wovon man dann das ganze Leben noch einfach auch profitieren, profitiert und profitieren wird.
Ja, würde ich auch so unterschreiben. Also bei mir war das damals auch so. Ich hatte zwei Mitbewohner später jedenfalls, ich war in Prag und habe dort Erasmus gemacht, die kamen aus Hamburg und wir haben uns jetzt knapp zehn Jahre später nochmal wieder getroffen und arbeiten jetzt tatsächlich auch in einem Projekt zusammen, also da kommt dann so eines zum anderen, ne?
Ja, kann ich, kann ich, also ja.
Gut, und dann bist du zurückgekommen nach Deutschland und hast erst mal ein kleines bisschen Examen gemacht.
Richtig, aber in Köln. Ich bin dann zurück nach Nordrhein-Westfalen gegangen und habe mich ja vor allen Dingen in die Examsvorbereitung gestürzt.
Danach ging es dann weiter bei dir mit einer Promotion. Lass uns vielleicht nochmal darüber ein kleines bisschen näher sprechen. Da hast du dich ja auch ein paar Jahre, wie so viele logischerweise, mit beschäftigt.
Und mich würde aber als erstes interessieren, wie kam es denn dazu? Wann ist denn dieser Gedanke gereift, ich hätte gerne A, die zwei Buchstaben vorm Namen und B, auch nochmal Zeit, um mich so richtig intensiv mit einem Thema zu beschäftigen?
Ich glaube, dass dieser Gedanke nie so da war. Ich glaube, dass ich da sehr reingeraten bin. Also ich hatte eine Zeit lang schon als studentische Hilfskraft dann in Köln an einem Lehrstuhl gearbeitet. Und da sieht man halt um sich herum sehr viele wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Und die problemieren natürlich alle. Und ja, also ich glaube, dass man als Mensch ja generell sehr stark durch sein Umfeld geprägt wird. Und wenn in seinem Umfeld plötzlich alle Leute promovieren, dann promoviert man eben auch.
Wenn man zumindest die Möglichkeit dazu hat, ja.
Absolut, ja, genau. Und dann bin ich irgendwie in die Promotion geschlittert und ja, dann wurde es das europäische Energierecht.
Okay, ich weiß über das Energierecht regulierter Markt. Es geht irgendwie um Dinge, die man nicht so richtig fassen kann, nämlich um Energie. Ich habe noch aus dem Strafrecht im Hinterkopf, dass Energie, also Strom ist keine Sache, aber Entziehung elektrischer Energie ist ein Straftatbestand.
Genau.
Und ich weiß so ein bisschen was aus der kartellrechtlichen Perspektive. Aber jetzt gib mir und den Zuhörenden nochmal so einen kleinen Abriss. Was ist eigentlich genau Energierecht?
Also ich würde sagen, dass man sich für die Antwort auf die Frage, was ist Energierecht, eigentlich schon streiten könnte. Also ich denke, dass einige sagen würden, Energierecht, das ist eigentlich all das, das energiespezifische Recht, was Energiesachverhalte betrifft. Das wäre dann zum Beispiel das Energiewirtschaftsgesetz, das wäre das Erneuerbare-Energien-Gesetz.
Da werden sich wahrscheinlich alle einig, dass das Energierecht ist. Die Frage ist, ist Energierecht nicht vielleicht auch etwas breiter und ist Energierecht nicht auch eigentlich alles oder jede Rechtsmaterie, die anwendbar findet auf energierechtliche Sachverhalte. Und das wäre dann eben auch das einfache Kartellrecht.
Das wären dann vielleicht auch 101, 102 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, also die Normen, die das Kartellrecht auf europäischer Ebene regeln. Wenn man sagt, ich wende das auch auf energiesachverhalte an, dann ist auch das Energierecht.
Also das ist, denke ich, eine Definitionsfrage, wie man sich dem Ganzen nähert.
Wie hast du dich dem dann genähert? Womit hast du dich zunächst beschäftigt?
Ja, spannende Frage. Also ich bin natürlich auch erst mal in dieses Gebiet reingekommen, ohne vorher jemals eine Energierechtsvorlesung gehabt zu haben. Das heißt, das hat mich persönlich auch erst mal einiges an Zeit gekostet, mir die Materie zu erarbeiten.
Das heißt nicht nur die rechtliche Materie, sondern man braucht auch eine ganze Menge an Grundlagen, Wissen, also was die Physik betrifft, was die Energiewirtschaft betrifft. Und dann hat es sich eigentlich relativ schnell darauf verdichtet, dass ich dann gesagt habe, ich werde was mit Netzen machen.
Ich fand das Spannungsfeld sehr, sehr spannend, dass wir einerseits sagen, wir wollen irgendwie Energiebinnenmarkt, also wir wollen diese europäische Dimension, die Staaten sollen weiter miteinander vernetzt werden, es soll alles nicht mehr so national sein und gleichzeitig zu sagen, ja, wir wollen aber auch irgendwie mehr erneuerbare Energien in den Netzen. Das aktuell ja eher, oder ja, das möchte ich gar nicht so sagen, aber was häufig von, oder was die Nationalstaaten eben in letzterer Zeit eher gefördert haben.
Also dieses Spannungsfeld fand ich jedenfalls sehr, sehr spannend. Und ja, dann kam es, oder bin ich ganz, ganz schnell zu dem Thema gekommen, ich mache was zum Netzausbau.
Und das dann europäisch oder national?
Das europäisch, genau. Jetzt war das bei mir so, dass ich bei der Promotion, weil ich im Erasmus-Studium eigentlich schon so viel Spaß in dieser wirklich internationalen Komponente gefunden hatte und am Austausch, war es so, dass meine Promotion binational stattfand. Das heißt, ich habe die Promotion nicht nur an der Universität Köln gemacht, sondern eben auch an der Universität Basel.
Und das heißt, ich habe mir dann auch diese Schweiz-Perspektive auch wieder ein bisschen in die Dissertation mit reingeholt.
Lass mich mal kurz nachfragen. Binationale Promotion, das ist ja jetzt auch nicht was, was man unbedingt jeden Tag hört. Erst recht nicht, wenn man sich gerade vielleicht noch in seinem Hauptstudium oder mit der Zwischenprüfung befindet bzw.
Rumschlägt. Was ist das? Also du hast gesagt, du hast an zwei Unis die Promotion geschrieben, ganz untechnisch. Genau. Bist aber dann in Köln promoviert worden, nehme ich an.
In Köln und in Basel.
Und in Basel. Ah, okay. Man wird dann an beiden Hochschulen tatsächlich promoviert.
Richtig, genau. Ah ja, okay. Genau.
Müssen die dafür kooperieren oder wie kommt man dazu?
Genau, also es sollte eine Kooperation bestehen. Ich hatte jetzt hier das Glück, dass die Fakultät mich hier unterstützt hat, also von der Universität Köln und auch von der Universität Basel, dass beide Fakultäten gesagt haben, wir setzen dann einen Kooperationsvertrag auf, der dann regelt die Details dieser binationalen Promotion. Ah ja, spannend.
Okay, und dann hast du dich zwei, drei Jahre damit beschäftigt, nehme ich an.
Ganz genau, ganz genau.
Was ist denn so dein Eindruck jetzt heutzutage? Also ich denke jetzt gerade mal so aus einem politischen Blickwinkel auf das Energierecht. Wir nehmen das jetzt hier gerade im Herbst beziehungsweise frühen Winter 2020 auf. Nord Stream Pipeline war immer noch ein Thema in Russland.
Also es ist tatsächlich ja auch ein sehr politisch geladenes Rechtsgebiet. Absolut. Würdest du unterschreiben, ja? Würde ich so unterschreiben.
Was mich am Energierecht fasziniert, ist, dass es noch nicht so komplett ausjudiziert ist. Das heißt, es gibt noch gar nicht so viele höchstrichterliche Rechtsprechung, weil die Gesetze immer so neu sind. Weil es so hochpolitisch ist, laufen neue Gesetze geschrieben und die gilt es auszulegen.
Das heißt, im Energierecht kann ich als Jurist wirklich mal das tun, zu dem ich ausgebildet wurde. Das heißt, ich darf mal auslegen, ich darf mich mit juristischem Handwerkszeug an eine Rechtsfrage wagen, ohne dass es da schon 10, 20 BGH, Bundesverfassungsgericht Entscheidungen zu gibt.
Und das, das, das, das, das fasziniert mich ganz besonders am Energierecht.
Das ist ja letztlich auch das, ihr werdet es hier bei Irgendwas mit Recht in einer der letzten Folgen vielleicht gehört haben, als wir über gute Examensvorbereitung gesprochen haben. Das ist ja auch das, was man, wenn man sozusagen nicht einfach nur etwas auswendig gelernt hat, braucht als Jurist.
Man braucht die entsprechenden Auslegungsmethoden, man braucht, wie du es gerade genannt hast, das Handwerkszeug. Wo hast denn du das bekommen? Also so ganz selbstverständlich ist das ja auch nicht, dass man nach dem Studium so selbstbewusst hingeht und sagt, weißt du was, da kommt jetzt was Neues, das hat der Deutsche Bundestag beschlossen und ich lege das jetzt mal aus.
Gut, also eigentlich in der Examsvorbereitung. Also ich hatte ein ganz großes Glück, dass ich einen Kollegen hatte, mit dem ich sehr, sehr viel gelernt habe und der auch einfach ein herausragender Jurist war und wir uns vor allen Dingen in Lerngruppen oder in einer Zweierlerngruppe gegenseitig abfragen konnten, Fälle gelöst haben, all diese Dinge.
Also, ja, wo habe ich das Handwerkszeug her? Ja, aus den Lerngruppen. Nebenbei habe ich dann natürlich auch noch ein Repetitorium kommerzielles besucht. Also, eigentlich recht klassisch mit dem Schwerpunkt auf den Lerngruppen.
Also ich bin kein, ich bin glaube ich niemand, der sehr viel alleine fürs Examen gelernt hat, sondern tatsächlich sehr viel mit anderen Leuten. Also nicht nur in dieser spezifischen Lerngruppe, sondern weil ja nicht alle so sind wie man selbst, also nicht alle am liebsten sieben Tage, 24 Stunden in einer Gruppe lernen wollen, nimmt man, da muss oder da gibt es auch andere, die man dann ab und zu mal fragt und die dann Lust haben, mit einem was zu machen.
Und das Ganze ist dann letztlich eingeflossen in ein Studien- bzw. Ein Lehrbuch, was du mitgeschrieben hast zum europäischen Energierecht, ne?
Absolut. Ich habe dann tatsächlich noch ein bisschen parallel zur Promotion und vor allen Dingen parallel auch zum Referendariat mit Frau Poster-Winkler aus Stuttgart und einem Kollegen, dem Thomas Ackermann, ein Studienbuch zum europäischen Energierecht geschrieben.
Der war übrigens auch schon hier.
Der war auch schon hier.
Ich glaube in Folge 28 zum Referendariat. Wir verlinken das nochmal.
Bin ich nicht gut genug vorbereitet, merke ich schon. Kein Problem. Ja, tatsächlich. Und zwar... Eigentlich aus dem, was ich vorhin beschrieben habe, dass ich selbst bei der Promotion so Schwierigkeiten hatte, mich in dieses völlig unbekannte, mir völlig unbekannte Rechtsgebiet einzuarbeiten.
Ja, das ist eine fixe Idee gewesen. Also der Thomas Ackermann und ein anderer Kollege und ich, wir waren dann auf der Kiffhäuser Straße hier in Köln mal in einer Kneipe der Tankstelle und haben dann ein bisschen vielleicht auch was über den Durst getrunken. Und dann gesagt, ja, das kann eigentlich nicht sein, da muss doch was geben.
Und ich glaube, dass wir alle drei, die wir da an dem Tisch standen und unser Kölsch tranken, so Typen sind, die irgendwie nicht nur eine Sache machen können gleichzeitig. Und dann haben wir gesagt, ja, dann müssen wir mal was schreiben.
Also wenn man so will, eine echte Schnapsidee.
Ja, tatsächlich. Tatsächlich so. Ich glaube, es ist nur beim Kölsch geblieben, aber tatsächlich eine echte Schnapsidee, die wir aber anscheinend dann doch irgendwie durchziehen konnten. Also wir hatten dann, wir haben es geschafft, dann Frau Professor Winkler auch dafür zu begeistern.
Der dritte oder der vierte von uns ist dann im Laufe der Zeit dann leider abgesprungen, weil es beruflich nicht mehr geklappt hat. Aber Frau Winkler, Thomas Ackermann und ich, wir haben es dann durchgezogen und ja, dieses Studienbuch dann jetzt geschrieben.
Findet ihr natürlich auch in den Shownotes. Aber lasst uns da noch mal ein kleines bisschen näher drauf eingehen. Also es ist ja jetzt auch nicht selbstverständlich, dass man einfach mal so ein Lehrbuch schreibt. Kannst du vielleicht den Prozess nochmal beschreiben? Wie lief das ab? Wie sieht es intern aus, wenn man so ein Lehrbuch verfasst?
Ja, also es ist wahrscheinlich sehr individuell. Bei uns war das so, dass wir uns diese Begeisterung da in der Kneipe erst einmal angetrunken hatten. Nein, also wir hatten einfach wirklich große Lust darauf.
Wir hatten einfach Bock, würde ich so sagen. Und das war, ja, das war diese Schnapsidee, die wir dann weiterverfolgt haben, wo wir dann gesagt haben, wir, dann, eigentlich haben wir am selben Abend noch uns einen Bierdeckel genommen, auch ein bisschen Stereotyp, bisschen Klischee, aber wir haben uns tatsächlich dann den Bierdeckel genommen, weil wir natürlich nichts zu schreiben dabei hatten, einen Stift vom Kellner genommen und dann gesagt, okay, was muss da rein, was muss da rein.
Und dann haben wir uns die ersten Kernthemen schon mal ein bisschen aufgeschrieben und haben dann eigentlich in den nächsten Tagen da erstmal eine schöne Inhalts- ein Inhaltsverzeichnis erstellt, eine Gliederung, haben Frau Winkler mit ins Boot geholt und dann relativ schnell quasi, als wir eine grobe Idee hatten von dem Ganzen, uns dann an den Verlag gewandt, um, uns quasi auch sehr früh zu Beginn des Projekts die, Unterstützung eines Verlags quasi an Bord zu holen.
Dass man dann auch wahrscheinlich schon so ein bisschen committed war und wusste, jetzt muss ich das auch zu Ende schreiben.
Absolut, dann kommt ja auch relativ schnell der Verlagsvertrag und dann, wenn man dann die Unterschrift untersetzt, steht ja auch Fristen drin, die man natürlich, äh, ja, leider auch reißt, ähm, aber, äh, ja, ganz, ganz, genau, also es ist schon dann so, dass man, äh, äh, relativ schnell auch zu schreiben anfängt, ähm, und dann, dann erst eigentlich merkt,
wie viel Arbeit das eigentlich ist, war man ja noch gerade eigentlich noch nebenbei promoviert, und dann war ich mit der Promotion durch, dann fing das Referendariat an, und dann, äh, das alles noch neben den Stationen vom Referendariat zu schreiben, also das war teilweise schon eine wirkliche Herausforderung, äh, die, ja, äh, die, wo ich sehr, sehr stolz bin,
dass ich die gemeistert habe, aber vielleicht deswegen auch, dann doch vielleicht eher die Schnapsidee oder, da kann man diesen Begriff, denke ich, dann vielleicht doch ein bisschen auch für verwenden.
Gut, Max, dann würde mich zum Abschluss noch Folgendes interessieren. Wir haben ja so ein kleines bisschen das Energierecht angeteasert und hoffentlich Studierenden Lust auf mehr gemacht. Was würdest du denn empfehlen, wenn man sagt, na, ich würde jetzt ganz gerne neben deinem eigenen Lehrbuch, das zählt nicht.
Ich würde mich jetzt ganz gerne mal mit der Materie beschäftigen. Ich würde mich vielleicht auch gerne im Rahmen eines Praktikums oder einer Referenziatsstation mal damit beschäftigen. Was würdest du dann machen? Wo würdest du hingehen?
Fürs Energierecht. Also erste Anlaufstelle ist unser Chef, also ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energiewirtschaftsrecht hier in Köln. Unser Chef hat die Idee damals gehabt oder initiiert so eine Praktikumsbörse. Das heißt, man könnte auf der Institutseite des Energierechtsinstituts sich mal ein bisschen durchklicken.
Da gibt es verschiedene Arbeitgeber, die Praktikantenstellen anbieten. Ich denke, das ist ein erster Anlauf. Ansonsten an den Universitäten, je nachdem, wo man studiert, mal erkundigen. Gibt es Energierecht in der Uni? Das wird zum Teil von Öffentlichrechtlern angeboten, es wird von Privatrechtlern angeboten.
Das ist eine Materie, die eben sehr intradisziplinär und auch sehr interdisziplinäre ist oder interdisziplinäre Bezüge natürlich auch hat. Aber vor allen Dingen, also einfach mal erkundigen, das will ich eigentlich sagen. Ob es da nicht irgendwelche Berührungspunkte auch schon im Studium gibt, im Schwerpunktstudium vor allen Dingen.
Gut, vielen herzlichen Dank, dass du so mir und den Zuhörenden einen kleinen Einblick in deinen Werdegang gegeben hast. Sehr gerne. Und ich würde euch raten, mal die Augen offen zu halten. Ich glaube, von dir wird man noch hören.
Was ich auf jeden Fall noch vielleicht noch kurz sagen möchte, abschließend, man muss sich ein Rechtsgebiet finden. Es gilt generell fürs Jurastudium, man muss sich was finden, wofür man brennt. Und man kann nur gut sein in dem, was man tut, wenn man dafür brennt.
Und deswegen muss man sich vielleicht über den Schwerpunkt ein Vehikel finden, wie man sich Jura insgesamt erschließt. wie man dieses Feuer einfach dafür entwickelt. Und das gilt wahrscheinlich dann eben nicht nur für das Jurastudium selbst, sondern eben auch darüber hinaus für alles, was man danach tut.
Sich eine spannende Rechtsmaterie suchen, wo man einfach sagt, ja, das liegt mir, da habe ich wirklich, wirklich große Lust drauf.
Ja, vielen herzlichen Dank. Gerne.
Tschüss. Ja, tschüss Marc.
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