Der Beschluss bietet einen perfekten Sachverhalt für die Klausur: schwerkranker Suizident, unterstützende Ehefrau, zeitlich überholende Kausalität. Ich kann daran alle Klassiker prüfen – Abgrenzung Selbst- zu Fremdtötung, § 216, Teilnahme am Suizid, Garantenstellung und schließlich den neuen Gesamtplan-Ansatz. Dadurch lassen sich Aufbau, Streitstände und aktuelle Rechtsprechung in einem einzigen Gutachten demonstrieren.

Traditionell prüfe ich, wer die Tatherrschaft im Point of No Return innehat. Behält der Sterbewillige sie, ist sein Tod straflos. Übernimmt ein Dritter in diesem irreversiblen Moment die Kontrolle, liegt eine Fremdtötung vor und wir befinden uns mindestens in § 216 StGB. Genau diese Grenzziehung ist das Kernproblem jeder Sterbehilfeklausur.

In der Praxis lässt sich kaum feststellen, wann jemand handlungsunfähig wird. Bewusstlosigkeit, Nadelstich, Atemstillstand – alles fließende Übergänge. Deshalb erscheint die Tatherrschaftslösung klar, ist aber realitätsfern. Ich zeige Studierenden, dass der BGH deswegen dogmatisch umschwenkt und stärker auf den Gesamtplan der Beteiligten abstellt.

Der Senat fragt: Hatte der Sterbewillige bis zuletzt die freie Entscheidung über das Geschehen? Wenn ja, qualifiziere ich die Handlung des Helfers als straflose Beihilfe zum Suizid, selbst wenn der Helfer die tödliche Ursache setzt. Damit wird Autonomie vor Kausalität gestellt – dogmatisch umstritten, aber examensrelevant.

Seit BGHSt 64, 211 und 135 retter ich Patienten nicht mehr automatisch gegen ihren erklärten Willen. Bei frei verantwortlichem Suizid verneint der BGH eine Schutzpflicht des anwesenden Arztes – ebenso bei der Ehefrau im Insulinfall. Das sprengt die alte Wittig-Linie und muss zwingend in jede Unterlassungsprüfung einfließen.

Nur wenn der Sterbewillige nicht frei verantwortlich handelt, kann ich als Hintermann mittelbarer Täter sein. Ist seine Autonomie intakt, fehlt mir das „Werkzeug“. Deshalb prüfe ich stets zuerst Freiverantwortlichkeit; fällt sie weg, rückt § 25 I 2 StGB als Prüfungsstation auf.

Frei verantwortlich ist er, wenn der Betroffene einsichts- und urteilsfähig die Tragweite seiner Entscheidung erkennt, keine schweren Willensmängel bestehen und kein unzulässiger Druck ausgeübt wurde. Erst dann respektiere ich seine Autonomie – andernfalls öffnet sich der Weg zu strafbaren Fremdhandlungen oder Unterlassungsdelikten.

Unterliegt der Sterbewillige einem wesentlichen Irrtum, etwa einer Fehldiagnose, fehlt Freiverantwortlichkeit. Wurde der Irrtum von außen erzeugt, prüfe ich sogar Täterschaft des Täuschenden. Reine Lebenskrisen – Liebeskummer, Arbeitsplatzverlust – ändern dagegen nichts; sie berühren das Rechtsgut, aber nicht die rechtliche Qualität der Einwilligung.

Das Gericht erkennt im Allgemeinen Persönlichkeitsrecht auch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Ein vollständiges Verbot geschäftsmäßiger Suizidhilfe entleerte dieses Recht faktisch und war unverhältnismäßig. Künftig muss der Gesetzgeber differenziert regulieren, statt pauschal kriminalisieren – ein Pflichtbaustein für jede Grundrechtsprüfung.

Ich würde sofort § 217, BVerfG 2020 nennen, das Selbstbestimmungsrecht hervorheben und mögliche prozedurale Sicherungen – Aufklärung, Wartefristen, Erlaubnisvorbehalte – skizzieren. Damit zeige ich, dass ich Straf- und Verfassungsrecht verknüpfen kann und liefere Prüfern Ansatzpunkte für weiterführende Fragen.

Beginne mit Tatbestandsalternativen: § 216, §§ 211 ff., Teilnahme am Suizid, Unterlassen. Danach kläre Freiverantwortlichkeit, Garantenstellung, Kausalität versus Gesamtplan. Schließe mit Rechtfertigung und Schuld, verweise kurz auf § 217 sowie verfassungsrechtliche Implikationen. So bleibt der Gutachtenstil klar und prüferfreundlich.