IMR8731. Mai 21
IMR087: Tipps für Eure Jura-Lern- und Arbeitsgruppen | Examens-Spezial-5

IME - Irgendwas mit Examen

IMR087: Tipps für Eure Jura-Lern- und Arbeitsgruppen | Examens-Spezial-5

Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Professor | Universität zu Köln

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Über diese Episode

Folge 87 Deines Jurapodcasts zu allen Karriere- und Examensthemen

Lerngruppe - Vorbereitung Staatsexamen - Teamarbeit - Motivation - Spielregeln - Austausch - Vertiefung - Disziplin - Mündliche Prüfung - Klausurkorrektur - Repetitorium Nachbereitung - Digitale Lerngruppe - Arbeitsgruppe - Resilienz - Jura-Coaches

Im Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb zur Frage, was eine gute Lerngruppe für das Staatsexamen ausmacht. Wir sprechen darüber, warum der individuelle Lerntyp vielleicht gar nicht so entscheidend ist wie gutes Teamwork und – am Ende des Tages – harte Arbeit. Hört, inwieweit Ihr vom gegenseitigen Korrigieren Eurer Klausuren profitieren könnt und wie Euch klar strukturierte Vorgehensweisen beim Veranstalten Eurer Lerngruppe helfen. Ferner reflektieren wir über den Unterschied zwischen Lern- und Arbeitszeit und stellen die These auf, dass wir eigentlich besser von Arbeitsgruppen sprechen sollten. Schließlich warnen wir von potentiell unseriösen Angeboten mancher Jura-Coaches. Wir wünschen Euch viel Spaß mit der Folge und viel Erfolg für Euren nächsten Schritt.

Kapitel:

  • 00:00:37 - Prof. Dauner-Liebs Lerngruppe
  • 00:01:37 - Lerngruppe und Teamwork
  • 00:03:33 - Eine Lerngruppe finden
  • 00:05:09 - Disziplin
  • 00:07:10 - Gegenseitiges Korrigieren
  • 00:09:45 - Kaffeekränzchen
  • 00:10:44 - Lerntypen
  • 00:13:25 - Lerngruppe digital
  • 00:14:39 - Jura-Coaches

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Zu Gast

Barbara Dauner-Lieb

Barbara Dauner-Lieb

Kapitel

  • 00:00:37.264Prof. Dauner-Liebs Lerngruppe
  • 00:01:37.874Lerngruppe und Teamwork
  • 00:03:33.062Eine Lerngruppe finden
  • 00:05:09.128Disziplin
  • 00:07:10.695Gegenseitiges Korrigieren
  • 00:09:45.703Kaffeekränzchen
  • 00:10:44.300Lerntypen
  • 00:13:25.661Lerngruppe digital
  • 00:14:39.185Jura-Coaches

Über Universität zu Köln

Die Uni Köln ist Deutschlands größte juristische Fakultät. Sie zeichnet sich durch mehrfach ausgezeichnete Lehre und juristische Forschung aus. IMR verbindet mit der Uni Köln ein besonderes Verhältnis, denn der Podcast startete hier im Jahr 2018 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Prof. Dauner-Lieb engagiert sich zudem seit Jahrem im Rahmen des Examenspodcasts Irgendwas mit Examen, der Teil von IMR ist. Dort erhaltet Ihr sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht einen kontinuierlichen kostenfreien Examenskurs in Podcast-Form.

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Jura ist Denken, Arbeiten und Wiederdenken. Das Examen ist harte, einsame Arbeit, für die man Resilienz, Disziplin und Frusttoleranz braucht. Lerngruppen können das ein bisschen auflockern, aber es gibt keine einfachen Tipps.

Sneak Peak – Q&A mit Barbara Dauner-Lieb

Transkript

KI-basiert und kann Fehler enthalten.

Music:

0:09 Min
Marc Ohrendorf:

Herzlich willkommen. Mein Name ist Marc Ohrendorf und ihr hört mal wieder irgendwas mit Recht, euren Jura-Karriere-Podcast in Kooperation mit LTO und LTO-Karriere. Dies ist Teil, ja mittlerweile schon Teil 5 des Examens-Spezials, in welchem ich mit Frau Prof.

NaN
Marc Ohrendorf:

Dauner-Lieb zusammensitze und wir machen uns mal ein paar Gedanken, wie ihr ein gutes Examen schafft bzw. Wie ihr euch ideal darauf vorbereitet. Hallo Frau Prof.

0:37 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Hallo, ich freue mich.

0:39 Min
Marc Ohrendorf:

Ich freue mich auch. Heute sprechen wir über die Lerngruppe. Erinnern Sie sich noch an Ihre Lerngruppe?

0:46 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Oh ja, oh ja, oh ja. Das werde ich nie vergessen. Wir waren ein Mädchen, das war ich, und drei Herren. Dazu war heute Herr Dr.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Thomas Knoche, Notar in Ratingen, ein Herr Dissimont und ein Herr Bonvy. Ich weiß sogar noch die Namen und wir haben gelernt, plastisch im damals noch nicht renovierten Keller des Kriminalwissenschaftlichen Instituts der Universität zu köln. In dieser Lerngruppe haben wir eigentlich alles erfahren, was gut laufen kann und nicht gut laufen kann.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Ich bin aber ziemlich sicher, dass diese Lerngruppe für unseren Erfolg zweimal gut, einmal voll befriedigend, einmal ausreichend, absolut entscheidend war.

1:35 Min
Marc Ohrendorf:

Wir verraten jetzt nicht, wer wer war, oder?

1:36 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Ich war voll befriedigend.

1:37 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, jetzt haben wir doch ein Problem im Jurastudium und zwar oftmals arbeiten wir noch gar nicht so sehr im Team. Also es gibt diese Horror-Stories von Professoren, die in der ersten Vorlesung sagen, schauen Sie mal nach links und rechts, die Leute sind weg und so weiter und so weiter.

NaN
Marc Ohrendorf:

Also wir werden zumindest darauf getrimmt, vielleicht nicht die allergrößten Teamplayer zu sein, aber es hat doch ganz entscheidende Vorteile. Was würden Sie sagen, was sind denn diese Vorteile einer Lerngruppe?

2:04 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Wenn sie gut funktioniert, dazu gleich noch etwas, wenn sie gut funktioniert, ist sie zunächst einmal ein Überlebensnetzwerk, das die Lerngruppe motiviert, die Lerngruppe tröstet, die Lerngruppe unterstützt gegenseitig und das ist ganz wichtig. Damit haben wir aber auch gleich ganz ein wichtiges Kennzeichen der Lerngruppe.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Man sollte aufpassen, dass dort sich Menschen zusammenfinden, die nicht durchgehend schlechter Laune verbreiten, die nicht durchgängig Horror-Stories kolportieren. Also wir waren völlig verrückt. Der Horst Bonny ist 14 Tage vor dem mündlichen nicht mehr in einen Fahrstuhl gestiegen, weil er gesagt hat, wenn ich stecken bleibe, komme ich nicht pünktlich zu meiner Klausur.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und derselbe, ja sie lachen, und derselbe war so durchgedreht mit den Nerven, dass damals noch mein Chef, dann später mein lieber Mann schließlich beim Prüfungsamt rausgekriegt hatte, was der für Noten hatte. Früher konnte man das noch.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und der hat dann gesagt, Herr Bonn, bevor Sie jetzt hier geistesgestört werden, Sie sind im Schnitt voll befriedigend. Daraufhin sagt er, das glaube ich nicht. Und dann hat er sich weitere 14 Tage aufgeregt.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also man kann auch den Horror gemeinsam pflegen und es ist ganz wichtig, dass man das nicht tut. Aber wenn man sagt, man ist da in einem realistisch-optimistischen Stimmungsumfeld, ist das eine ungeheure Stütze und Motivationsquelle, die man gar nicht missen sollte.

3:32 Min
Marc Ohrendorf:

Wie sucht man sich eine Lerngruppe?

3:36 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Ja, das sind zwei Gesichtspunkte. Man muss sich nicht verabscheuen, man muss sich nicht unbedingt gern haben, man muss auch nicht unbedingt Freunde sein, aber man sollte so sein, dass man sagt, man hält es miteinander aus und man sollte nicht zu unterschiedlich im Niveau sein, obwohl das bei uns der Fall war. Also einer war richtig schlecht, der hätte ohne uns nie bestanden.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also man muss ein bisschen zusammen ticken und man muss mal gucken, ob man das aus dem Freundeskreis sich von selber ergibt. Ich sag immer nicht mehr als vier Leute, das geht nicht. Drei ist, an sich ist vier optimal.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und dann braucht man ganz klare Spielregeln, dann klappt das. Also man muss einen zeitlichen Rahmen haben, man muss wissen, was man in der Zeit tut, man muss wissen, wer jeweils das Gespräch führt. Im Grunde ist das das Entscheidende.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Dass man Spielregeln hat, dass man in der Zeit nicht Kaffeekränzchen treibt, sondern tatsächlich miteinander lernt. Wobei Lerngruppe natürlich schon ein völlig falscher Begriff ist, denn gemeinsam lernen geht nicht. Lernen kann man nur allein.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und denken kann man eigentlich auch erstmal nur allein. Die Gruppe ist dafür da, gemeinsam zu diskutieren, auszutauschen, zu üben, mündlich Dinge zu vertiefen, Fragen zu klären, aber sicherlich nicht, sich den Stoff anzueichnen. Und auch nicht die Kompetenzen, das lernt man in der Lerngruppe nicht.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Da muss man auch ganz offen sein, das ist nicht das Ziel der Lerngruppe, sondern das Ziel der Lerngruppe ist Austausch, Vertiefung und vielleicht Schulung der Kompetenzen.

5:09 Min
Marc Ohrendorf:

Vielleicht auch ein kleines bisschen Disziplin, oder? Dass man schon mal wieder so einen Fixpunkt hat, wo man, die meisten treffen sich ja einmal in der Woche, dann auch hin muss, wo man was für vorbereiten muss.

5:18 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Ja, also wir hatten das, ich glaube, wir waren wirklich als Lerngruppe innovativ und toll und wie gesagt, wir hatten ja auch gute Ergebnisse. Was haben wir gemacht? Als erstes war das minutiös fürs Jahr festgelegt, dass immer einer… Strafrechtszeitschriften durchgeht, Ölrechtszeitschriften durchgeht, Zivilrecht und sonstiges.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Wir hatten ja noch viel mehr Wahlfächer, wir waren alle Handels- und Gesellschaftsrecht. Und zwar daraufhin, was gibt es an neuen Entscheidungen? Wir waren überzeugt davon, die meisten Klausuren kommen doch aus Entscheidungen und wir haben von, wir schrieben damals nur drei Klausuren, weil wir noch eine Hausarbeit hatten, wir waren vier von zwölf Klausuren, haben wir neun Themen vorher gehabt.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also wir haben neun Themen in der AG, in der Arbeitsgemeinschaft behandelt, von zwölfen, die die nachher kamen, das ist eine sensationelle Treppe. Von der abhandengekommenen Checkkarte bis, es war alles da. Gezielter Todesschutz, also da waren wir extrem erfolgreich und wir haben ein weiteres, also diese Zeitschriften, wir haben sozusagen die RÜ aber selber gemacht und das war toll.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und dann haben wir uns gegenseitig immer mündliche Prüfungen gemacht, das war der zweite Teil, also man fragte den anderen in einem Gebiet ab, wie der Zivilrecht, öffentliches Recht und so weiter, bereitete sich drauf vor, Konnte man an der Intelligenz der Fragen dann immer merken, wie gut der vielleicht schon war. Die Fragen waren wichtiger als die Antwort, weil man sich überlegen musste, was wird gefragt.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und das Dritte war, wir haben immer vier Stunden gemacht und in der letzten Stunde haben wir einen Fall aus dem Klausurenkurs gemeinsam besprochen. Und diese vier Stunden, samstags nachmittags, 14 Uhr bis 18 Uhr im KWI, wo irgendeiner von uns einen Schlüssel gekriegt hatte, ich weiß gar nicht mehr warum, das war wirklich sehr hilfreich.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Das hat uns ungeheuer vorgebracht, obwohl wir natürlich auch wahnsinnig viel Blödsinn gemacht haben. Dann haben wir die Inichtigkeit von Hauptversammlungsbeschlüssen und da hätte ich hinterher mal gesagt, es war doch völlig klar, dass das nicht drankommt, aber geschadet hat das auch nichts.

7:10 Min
Marc Ohrendorf:

Ich habe in meinen Lerngruppen ab und zu, gerade auch wenn man mal vielleicht einen Tief hatte oder einer in der Lerngruppe einen Tief hatte, hat man gesagt, komm, wir machen mal noch einen Zusatztermin. Die Erfahrung gemacht, dass auch das gemeinsame Klausurschreiben schon mal helfen kann, weil man einfach Leidensgenossen hat, aber noch viel mehr, weil man dabei natürlich dann auch viel lernt, das gegenseitige Klausur korrigieren.

NaN
Marc Ohrendorf:

Können Sie das unterschreiben?

7:32 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Unbedingt. Das gegenseitige Klausur korrigieren, Ist deswegen so wichtig, weil man beim Korrigieren reflektiert, wie hätte ich es besser oder anders gemacht. Meistens sind die Menschen in einer Arbeitsgemeinschaft zueinander zu streng. Das ist ohnehin das, was ich auch in meinen Formaten, die ich mittwochs nachmittags mache mit meinem Examenskurs auch feststelle, dass die in der Bewertung immer viel strenger sind.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Aber dieses gegenseitige Korrigieren hat zum Effekt, dass man anfängt darüber zu reflektieren, was eigentlich eine gute Klausur ist. Und das sieht man an einer anderen viel besser. Meine Vorschlag, der nie gehört wird im Klausurenkurs ist ohnehin, ich würde nie eine Musterlösung von einem Mitarbeiter machen lassen, sondern ich würde immer die beste Klausur als Beispiel geben und die gemeinsam diskutieren, weil das ist das, was man erreichen kann.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Diese Musterlösungen haben ja mit der Realität nichts zu tun. Jetzt sind wir etwas weg vom Thema Lerngruppe. Aber in der Lerngruppe zu sagen, wir gucken uns gegenseitig an, was wir geschafft haben und lernen gemeinsam, was falsch war, erfahren das, das ist sensationell gut.

8:39 Min
Marc Ohrendorf:

Ein weiterer Punkt wäre, gegebenenfalls auch offene Fragen nach dem gemeinsamen Repetitoriumsbesuch zu klären. Macht das Sinn oder ist das eher was fürs Alleine-Lernen?

8:50 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Da hingehen.

8:53 Min
Marc Ohrendorf:

Nee, sozusagen in der Lerngruppe dafür Raum einräumen, zu sagen, wir bereiten beispielsweise zusammen das Repp nach.

8:58 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Das finde ich gut. Das finde ich gut, wenn man sagt, welche Fragen sind noch offen, wollen wir noch von, also ich gebe ja sehr viel Fälle oder weise auf Klausurenkurs Fälle hin, die mit meinem Stoff zu tun haben, sodass man den Stoff nochmal anhand von Fällen nachbereiten kann. Alles gut.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Drüber reden hat den Vorteil, dass es sich im Hirn verankert. Das weiß man von der Lernpsychologie und aus der Didaktik, dass dass je öfter man über etwas spricht, je größer die Wahrscheinlichkeit wird, dass das auch im Reptilienhirn dann irgendwann abgespeichert wird. Und insofern, ja, drüber reden.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Nur man muss sehen, das ist ein Element einer Examensvorbereitung. Also ich würde immer sagen, mehr als zwei Nachmittage, also mehr als zweimal vier Stunden nimmt zu viel Zeit weg von etwas, was man tun muss, nämlich selber arbeiten.

9:45 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, und dann natürlich auch die Lerngruppe nicht zum Kaffeekränzchen verkommen. Lassen, das macht man besser separat.

9:52 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Ja, also wir haben das so gemacht, weil wir damals ja auch noch nicht auf Diät waren und auch nicht vegan oder irgendetwas. Es gab Kaffee und Kuchen, aber erst, wenn wir durch waren. Wir haben dann immer am Samstagnachmittag noch eine halbe Stunde, manchmal sind wir auch in den Kaffee gegangen, im Sommer, im Winter nicht und dann haben wir noch einen Augenblick rumgeschwätzt und uns aufgeregt und über die neuesten Gerüchte gezetert und uns über die Professoren erheitert oder auch nicht, aber immer erst am Schluss.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also wir haben Wir haben im Grunde fest gesagt, jetzt geht's los, dann haben wir die Uhr gestellt und wenn wir durch waren, dann haben wir noch ein bisschen Kaffeekränzchen gemacht und so hatte das natürlich auch eine gewisse Sozialdimension, wobei das für mich als Dame etwas schwierig war, weil das waren ja nicht meine Freunde und dann ging sofort das Gespräch in Richtung Frauen und Freundinnen und so war das für mich nicht ganz so erheiternd, wie das vielleicht für die anderen war.

10:44 Min
Marc Ohrendorf:

Nun muss man ja irgendwo in der Lerngruppe auch zusammenpassen und da sagen manche, naja, es gibt drei, vier, fünf, je nachdem wen man fragt, verschiedene Lerntypen und das muss irgendwie ja auch derselbe Lerntyp sein. Glauben Sie A, an diese Lerntypen und B, hat man nicht vielleicht sogar mehr davon, wenn man mal einen anderen Lerntyp gegenüber hat, weil es einen eigenen Horizont bereichert? Ja.

11:08 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Also ich glaube ohnehin, dass das Thema Lerntyp überschätzt wird. Was es allerdings gibt, es gibt verschiedene juristische Persönlichkeiten. Es gibt den sehr genauen Formalist, der sehr häufig später im Steuerrecht landet.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Es gibt den frei Kreativen, der gut argumentiert und sehr zügig zu einer Analogie kommt, was der Formalist sehr ungern tut. So, und wenn da verschiedene Charaktere aufeinandertreffen, ist das eigentlich gut, weil es die ganze Breite des juristischen Universums zeigt.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Was ein Problem ist, die miteinander arbeiten, sollten sich gegenseitig juristisch respektieren. Das ist nicht unbedingt eine Frage der Note. Aber derjenige bei uns, der nicht so gut war, den haben wir letztlich dann irgendwann nicht mehr ernst genommen.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und das hat Sand ins Getriebe gekriegt, weil der dann plötzlich dauernd Dinge vertreten haben, wo ich gedacht habe, oh, das ist ja ein Quatsch. Also, Gott, ist das ein Quatsch. Also wichtig ist, dass man sich gegenseitig ernst nimmt, dass man Die Argumente des anderen prinzipiell wertschätzen kann und sagt, doch, das hat für mich Gewicht, sodass man mit jemandem diskutieren kann.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Es kommt aber noch was anderes hinzu, man muss auch charakterlich so ein bisschen zusammenpassen, beispielsweise, wenn man mit einem Problem nicht weiterkommt und dann stehen Auffassungen gegenüber, muss man die Kraft haben, zu sagen, wir haben jetzt nicht die Zeit, noch eine Stunde drüber zu diskutieren. Also entweder wir gucken es nach oder wir fragen jemanden, der es weiß oder wir recherchieren, aber nicht jetzt.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also so diese Rahmendisziplin, da sollte man auch harmonieren. Es schadet auch nichts, wenn man mal zwei Stunden über ein Thema diskutiert, aber es darf nicht sein, dass der eine sagt, oh Mensch, jetzt müssen wir aber vorankommen und der andere sagt, ja, aber jetzt macht es doch überhaupt erst richtig Spaß.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also das muss so ein bisschen funktionieren, aber es ist natürlich auch eine ganz, ganz tolle Übung in Sozialkompetenz, wie in einem späteren Termin in einem Unternehmen oder in einer Anwaltskanzlei allmählich sich zusammenzuraufen. Also für mich war Respekt und Wertschätzung eigentlich am Anfang sehr, sehr wichtig und das war bei uns dann an irgendeiner Ecke nicht ganz so einfach.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Hat aber trotzdem geklappt.

13:25 Min
Marc Ohrendorf:

An der Stelle vielleicht mal liebe Grüße an meine Lerngruppe in Berlin. Ich weiß, zwei von denen hören hier auch noch zu.

13:30 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Wie wunderbar.

13:31 Min
Marc Ohrendorf:

Jaja. Einer ist übrigens Steuerrechtler. Nun haben wir ja eine Besonderheit noch hinsichtlich der aktuellen Situation und zwar Homeoffice. Lerngruppe digital. Schwierig, aber nicht unmöglich, oder?

13:44 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Nicht unmöglich. Also wichtig ist, dass man das halt hinkriegt mit Zoom oder Micro irgendwas oder was es da alles gibt, skypen etc. Aber wenn die Technik steht, dann bin ich der Meinung, es ist nicht so nett, wenn man in einem Raum sitzt, aber vier Leute geht wunderbar über Bildschirm.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Also ich mache ja sowohl den Examenskurs als auch nachmittags die Übungsgruppe digital und das funktioniert erstaunlich gut. Ich würde sagen, ja, es fehlt halt der Kuchen und der Kaffee. Und man muss sich committen, das wäre mein Rat, dass man nicht nebenher rumdaddelt.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Weil wenn die Lerngruppe weniger konzentriert ist als präsent, dann macht es nicht so viel Sinn. Also während man da ist, sollte man Handy ausschalten und auch wirklich sagen, ich kümmere mich jetzt um das, was da passiert. Sonst versandet das.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Aber das kriegt jede Gruppe relativ schnell raus, ob sie das schafft oder nicht schafft.

14:39 Min
Marc Ohrendorf:

Dann lassen Sie uns abschließend noch mal auf ein Phänomen eingehen, das ich hier ganz gerne mal ansprechen würde, was so mittelbar mit Lerngruppen zu tun hat, Und zwar Jura-Coaches sind meistens Männer nach dem ersten Staatsexamen, deswegen sei das mal an der Stelle nicht gegendert. Und zwar beobachte ich da, dass der ein oder andere so ein kleines bisschen vielleicht Lerngruppenersatz ist, vielleicht auch Lerngruppenergänzung, dahingehend, dass man mit schnellen, einfachen Tipps und motivatorischen Sprüchen vermeintlich den Examenserfolg fördert.

NaN
Marc Ohrendorf:

Ich bin da skeptisch. Sie auch?

15:18 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Sehr. Das eine ist, ich glaube nicht, dass die Ermutigung und Motivation so losgelöst von einem professionellen Kontext vermittelt werden kann. Man kann, wenn man psychologische Unterstützung braucht, braucht man psychologische Unterstützung. Aber die Motivation, die wichtig ist, muss eigentlich immer kommen zusammen mit der gemeinsamen Arbeit an der Sache.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Das wäre mein erstes. Also jemand, der sagt, ich coach dich, das mag es geben, aber nicht einfach. Und dann kommt etwas, was ich ganz wichtig finde. Der Satz, das ist ganz einfach, das ist Betrug.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Es geht nicht einfach. Jura ist Denken, ist Arbeiten, ist Wiederdenken, Lesen. Ich habe immer gesagt, es ist nicht so schlimm, wie es gemacht wird. Es ist nicht der Terror, den man manchmal empfindet und auch das entspricht nicht den Gerüchten.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Aber eins muss man sagen, wie jedes akademische Studium ist Jura gerade in der Endphase einsame, mühevolle, harte Arbeit, für die man Resilienz braucht, für die man Disziplin braucht, für die man Frusttoleranz braucht und das muss man da auch alles üben. Und die Lerngruppe kann das ein bisschen auflockern.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Aber wer sagt, ich habe mal einen Tipp und dann ist das ganz easy. Entschuldige, wir haben schon in der Region nicht an Gurus geglaubt. Ich halte das für gefährlich.

NaN
Barbara Dauner-Lieb:

Und wer dafür auch noch Geld nimmt, das halte ich für schlicht unseriös.

16:49 Min
Marc Ohrendorf:

Dann lassen Sie uns die Folge mit dem Zitat eines guten Bekannten von mir schließen, sehr erfolgreicher Jurist bei einer Wirtschaftskanzlei, der mir mal auf die Frage, sag mal, wie hast du das denn mit deinem guten Examinar gemacht, antwortete, relativ simpel, einfach alles drei bis sechs Mal durcharbeiten. Genau.

17:08 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Und dabei denken. Denken, denken. Selbstdenken, kritisch hinterfragen, die Mühe auf sich nehmen, einen Paragrafen zum dritten Mal zu lesen. Einfach arbeiten. Deswegen mag ich auch das Wort Lernen nicht so sehr und die Lerngruppe, sondern ich würde immer von Arbeitsgruppe sprechen, weil das der Sache näher kommt, was wir als Juristen eigentlich vermitteln wollen.

17:34 Min
Marc Ohrendorf:

Vielen Dank, dass Sie die Perspektive mit den Zuhörenden geteilt haben.

17:37 Min
Barbara Dauner-Lieb:

Dankeschön.

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