Mein erstes wirklich intensives Hearing zwang mich, meine Karrierepläne zu prüfen. Zwei Wochen voller Nächte in den Akten zeigten mir, wie hart dieser Job sein kann. Danach war klar: Ich mache Arbitration nur in einer Umgebung, in der ich wirklich Partnerin werden will – sonst ruiniert mich die Belastung.

Ich beginne Wochen vorher: Expertenberichte, Witness Statements und alle Kerndokumente lese ich vorwärts und rückwärts. Erst wenn ich jede Fußnote parat habe, schreibe ich die Cross-Outline – Frage für Frage, stets nur Ja/Nein. So verliere ich im Hearing niemals die Kontrolle.

Auf der Packliste steht alles, was ein mobiles Büro braucht: Drucker, Scanner, Papier, Marker, Post-its, Stifte – bis zur Ersatzkartusche. Dazu kommen die Hearing Bundles und Aktenordner, die ich vorab ins Hotel schicken lasse. Anreisen ohne Trolleyberge spart Nerven und Zeit.

Gute Cross-Examination ist Psychologie. Ich kenne die gewünschte Schlussfolgerung vorher und führe den Zeugen mit geschlossenen Fragen dorthin. Weicht er ab, halte ich sofort das passende Dokument hoch. Wichtig ist, rechtzeitig aufzuhören – eine Frage zu viel zerstört oft die Pointe.

Es gibt den abgebrühten Experten, der auf alles ‚incorrect‘ sagt, den Anwalt-Zeugen, der jede Stunde zerredet, und natürlich nervöse Ersttäter. Jeder Typ erfordert einen anderen Tonfall, aber am Ende helfen nur Hartnäckigkeit und perfekte Aktenkenntnis, um verwertbare Aussagen zu bekommen.

Wir stoppen jede Sekunde wie bei einer Schachuhr, vergleichen abends die Excel-Sheets und passen den Plan an. Verzettelt sich eine Seite, fehlt später Zeit für den wichtigsten Zeugen. Präzises Timing ist deshalb strategische Waffe und Fairnessgarant zugleich.

Virtuelle Hearings sparen Reisekosten, aber sie killen Teamspirit. Zwei Wochen gemeinsam im Hotel schweißen zusammen, gemeinsame Abende lassen Ideen reifen. Sitzt jeder allein vor Teams, fehlt dieses ‚Wir-Gefühl‘. Für kleinere Konferenzen akzeptiere ich Online, für große Fälle hoffe ich auf Präsenz.

Beim Vis Moot habe ich gelernt, wochenlang als Team an einem Fall zu brüten, Feedback zu schlucken und nachts noch Argumente zu feilen. Genau das passiert im echten Hearing wieder – nur mit echten Mandanten und echtem Geld. Moot-Erfahrung ist Gold wert.

Mandanten mit eigener Arbitration-Unit kennen das Prozedere, andere führe ich Schritt für Schritt. Zeugen trainiere ich in Tages-Workshops: Wir simulieren Cross-Examinations, variieren Fragestellungen und erklären Grenzen. Ziel ist Ruhe und Authentizität, nie einstudierte Antworten – sonst verliert man Glaubwürdigkeit.

Für ein zweiwöchiges Hearing blocke ich mental ein halbes Jahr. Drei bis vier Monate intensive Vorbereitung, dann die vierzehn Tage selbst und anschließend Post-Hearing-Briefs. Zwischen Phasen hoher und niedriger Last pendle ich, aber das Thema lässt mich in der Zeit nie los.