"Wenn zum Beispiel der Betreiber eines Onlineshops einen Angriff meldet, weiß man gar nicht, was technisch passiert ist. Da muss man dann erst einmal eng mit dem Tech-Team zusammenarbeiten, um herauszufinden, ob juristisch ein Agieren geboten ist."

IT-Recht | Datenschutzrecht | Softwareverträge | Künstliche Intelligenz

Folge 184 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

Episode 184 von IMR, heute wieder mit jemandem der zeigt, was man mit Jura alles machen kann: Jonas Puchelt. Jonas ist Associate bei FPS in Frankfurt und arbeitet schwerpunktmäßig im IT-Recht. Warum ist das IT-Recht so vielseitig? Wann ist der Mandant besonders aufgeregt und schnelle Beratung gefragt? Wie wird sich KI auf Businessthemen – und damit auch die anwaltliche Beratung – auswirken? Wann wurde Jonas einmal in seiner Karriere besonders überrascht? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt’s in dieser sehr kurzweiligen Folge. Viel Spaß!

Inhalt:

  • 00:00 Sponsor: FPS
  • 00:09 Einleitung / Vorstellung Jonas Puchelt
  • 01:27 Der Weg zu FPS / Tätigkeit im Bereich IT-Recht
  • 05:17 Was umfasst das IT-Recht?
  • 09:49 KI im Business
  • 11:50 KI und Datenschutz
  • 13:17 Beispiele aus dem Arbeitsalltag: Data Breach
  • 20:59 Vergabeverfahren / Vertragsgestaltung im IT-Bereich
  • 24:58 Welche Skills sollten potentielle Bewerber mitbringen?
  • 26:10 Was war eine Überraschung?

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Transkript


Jonas Puchelt 0:05:23
Ja, also letztlich ist es Querschnittsmaterie. Du hast, und das macht den Job auch so wahnsinnig spannend, du hast mit ganz vielen verschiedenen Rechtsbereichen zu tun. Vielleicht einen Schritt zurück, was mache ich im IT-Recht? Dafür kann ich es dir nämlich am ehesten berichten. Also im Prinzip meine Tätigkeit besteht aus, wenn du so willst, zwei Säulen. Das eine ist wirklich das IT-Projektgeschäft und das ist, ich würde mal sagen, eine ganz, ganz vielschichtige Tätigkeit. Also stell dir vor, du hast ein Unternehmen, das möchte eine Software einführen zum Kundenbeziehungsmanagement, das nennt sich CRM auf Englisch. Und ganz einfach gesprochen, in einer einfachen Ausgestaltung würde diese Software also loggen und speichern für das Unternehmen, wer hat wann was bestellt, was sind die Ansprechpartner, vielleicht auch was sind deren Vorlieben, wann haben die Geburtstag, sodass man denen im Prinzip was zuschicken kann. Ein Unternehmen geht ja nicht in den Laden und kauft diese Software einfach, so wie wir eine Software kaufen würden, sondern diese Software muss im Prinzip auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden. Wir nennen das Customizing. Die Software muss implementiert werden, also in die IT-Infrastruktur des Unternehmens angeflanscht werden und gegebenenfalls muss sie auch betrieben werden, also Updates, Upgrades, Fehlerbeseitigung etc. Da komme ich ins Spiel. Also im Prinzip die vertragliche Ausgestaltung von solchen Projekten ist eine große Säule von dem, was ich tue. Und da hast du natürlich mit ganz vielen. Rechtsbereichen zu tun. Du hast allgemeines Vertragsrecht, Zivilrecht. Wir reden über Werkverträge, wir reden über Dienstverträge. Du hast teilweise ganz viel Urheberrecht, Software-Urheberrecht. Gerade wenn du im Open-Source-Bereich bist, immer ein Riesenthema. Du hast Wettbewerbsrecht, du hast Aufsichtsrecht teilweise, Regulatorik und das leitet vielleicht so ein bisschen über in den zweiten Standbein meiner Tätigkeit. Also neben dem IT-Projektgeschäft habe ich ganz viel, ich sage mal Umsetzung von IT-rechtlichen Compliance-Vorgaben in Unternehmen. Und das können auch ganz unterschiedliche Dinge sein, zum Beispiel ein Spezialbericht bei mir ist so ein bisschen Compliance-Umsetzung in der Finanzindustrie oder Finanzbranche. Das kommt daher, dass ich verschiedene Mandanten habe aus dem Finanzsektor. Und das kannst du dir so vorstellen, Banken sind reguliert. Und ich fasse das jetzt mal alle Finanzdienstleister als Banken zusammen. Also Banken sind reguliert. Das heißt, die müssen sicherstellen und das haben wir aus vergangenen Krisen gelernt, dass sozusagen die Funktionsfähigkeit der Bank immer sichergestellt ist. Und das führt natürlich dazu, dass sie auch gegenüber IT-Dienstleistern, die sie einsetzen, sicherstellen müssen, dass sozusagen in bestimmten Fällen das immer noch alles so funktioniert, wie sie es wollen.
Marc Ohrendorf 0:17:21
Okay.
Jonas Puchelt 0:21:28
Ja, also im Prinzip ist es so, wie du es schon beschrieben hast. Unsere Vergaberechler betreuen für verschiedene öffentliche Auftraggeber Vergabeverfahren. Jetzt sagt der öffentliche Auftraggeber, ich möchte gerne, was weiß ich, eine Softwarelösung beschaffen für XY oder ich möchte vielleicht auch ein ganzes System beschaffen, bestehend aus Hardware und Software und dann betreuen unsere Vergaberechler die vergaberechtlichen Aspekte. Also wie muss ich das Verfahren aufsetzen, Bieterfragen beantworten und so weiter. Und ich werde hinzugezogen, um die vertragsrechtlichen Aspekte zu bewerten und auszuarbeiten mit der Mandantin. Das läuft dann meistens so, dass ich im Prinzip erstmal so eine Art Aufnahme der fachlichen Requirements mit der Mandantin mache. Also ich setze mich mit denjenigen zusammen, die fachlich Ahnung haben von dem, was sie beschaffen wollen und gehe mit denen durch. Wie soll das denn überhaupt aussehen? Soll es eine Software sein? Soll es eine Hardware sein? Ein Gesamtsystem sein, was miteinander funktionieren muss. Wollen wir, dass der Dienstleister, den wir beauftragen, für dieses Gesamtsystem auch die Verantwortung übernimmt, dass das zum Schluss funktioniert? Das ist dann immer eine kommerzielle Frage. Wollt ihr die Software mieten? Wollt ihr sie kaufen? Wollt ihr sie im Wege eines Software-as-a-Services beziehen? Und so stecken wir im Prinzip die fachlichen Requirements der Mandanten ab und diese gieße ich dann sozusagen in Vertragsform bei öffentlichen Auftraggebern. Ist es so, dass die quasi anhand der sogenannten EVB-IT-Verträge ausschreiben. Das sind letztlich Standardverträge für die Beschaffung von IT-Leistungen der öffentlichen Hand. Und da gibt es verschiedene Vertragsformen. Also du kannst es dir im Prinzip so vorstellen, es gibt einen EVB-IT-Vertrag für Dienstleistungen, für Softwarebezug, für Hardwarebezug. Also wählen wir zunächst mal aus, was ist die richtige Vertragsart. Dann bauen wir sozusagen den fachlichen Input der Mandantin in den Vertrag ein und stellen sicher, dass also die Leistungsbeschreibung, die die Mandantin dann gemeinsam mit uns erstellt, auch zu der vertraglichen Realität passt.
Jonas Puchelt 0:26:50
Ich glaube, das Positive, was man jedem mitgeben kann, ist, dass es eigentlich nur besser wird, als das, was bis zum zweiten Staatsexamen passiert. Also der Beruf ist viel vielfältiger, interessanter, spannender als das, was, also zumindest war es für mich so. Es mag auch Leute geben, die finden Lehre und Universität und lernen total toll. Bei mir war das so. Ich war dann froh, als es fertig war. Was mich überrascht hat, ist, wie wenig... Ich heutzutage eigentlich so pur juristisch arbeite, wie wir das früher mal gelernt haben. Also ich gucke sehr selten beispielsweise, aber das liegt jetzt auch an meinem konkreten Tätigkeitsfeld. Ich habe sehr selten, dass ich wirklich Stunden damit verbringe, irgendwas zu recherchieren oder in Beck online nachzulesen, was auch immer. Sondern bei mir ist es gerade im Projektgeschäft häufiger so, dass es wirklich konkret Vertragsarbeit ist, dass es Dinge über die Bühne bringen ist und das ist was, was ich früher nicht gedacht hätte. Also dieses ganz klassische juristische Arbeiten, was ich früher gelernt habe, ist wichtig, ist Handwerkszeug, aber ist heute gar nicht mehr so sehr ein Großteil meines Berufsalltags. Aber das mag, also ich kenne ganz viele Kollegen, ich mache auch zusammen mit einem Kollegen Vorlesungen an der Technischen Hochschule Mittelhessen und er arbeitet in der Lehre und bei ihm ist es ganz anders. Also wir sind beides Juristen, aber das ist auch das Tolle an unserem Job, an unserem Berufsfeld, wir sind beide Juristen, aber jeder von uns hat einen komplett anderen Arbeitsalltag. Er wirklich so Lehre, er arbeitet noch nebenbei in der Kanzlei, macht da im Prinzip vor allem, wenn es mal wirklich in Recherchetätigkeit geht und ich bin im Prinzip das komplette Gegenteil dazu. Das ist schon spannend.

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Jonas Puchelt

Jonas Puchelt Associate, FPS

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