Anna Masser, Partner | A&O Shearman
Schiedsverfahren - Hearing - Parteivertreter - Schiedstribunal - Expertenreports - Witness Statements - Kreuzverhör - Aktenkenntnis - Zeugen - Sachverständige - Logistik - Vorbereitung - Fragetechniken - Zeitmanagement - Mandanten-Handling
Im vierten Teil des großen Arbitration-Spezials beleuchtet Anna Masser alles rund um die Hearings im Schiedsverfahren. Wie laufen sie ab, wie sehen die typischen Beteiligten aus, was muss man ganz praktisch zum Ort des Hearings mitbringen? Auf einen kleinen Cross-examination-Guide folgt die Diskussion weiterer interessanter Praxisfragen. Wie einigen sich die Parteien eigentlich im Vorfeld auf den Ablauf der Hearings? Wie bereitet man die Mandanten und Zeugen vor? Warum ist der Arbeitsaufwand zur Vorbereitung eines Hearings so hoch? Viel Spaß bei diesen tiefen Einblicken in die Schiedspraxis!
Viel Spaß 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼
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Anna Masser , Partner
Ohne die Kenntnis der Akte kannst du keine Cross-Examination machen, das geht einfach nicht. Du musst den Fall besser kennen als alle anderen in dem Moment.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
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Vielen Dank für die Unterstützung von Irgendwas mit Recht und nun viel Spaß! Spaß.
Herzlich willkommen zu Irgendwas mit Recht. Mein Name ist Marc Ohrendorf. Ihr hört das Arbitration Special Nummer 4 mit Anna Massa. Hallo Anna.
Hallo Marc.
Wir haben gerade über lebensverändernde Dinge gesprochen. In dem Fall lebensverändernde Menschen, nämlich Kinder. Ja, es gibt aber auch andere Dinge, die lebensverändert sein können, zumindest karriereverändernd vielleicht und zwar so ein Hearing in einer Arbitration und da wollen wir heute mal drüber sprechen. Die Überleitung war ein kleines bisschen übers Knie gebrochen, ich gebe es zu.
Aber lustig, mir fällt nämlich sofort was ein. Für mich war es nämlich Lebensverändern. Ich habe nämlich ein Hearing gehabt, das war einfach sehr, sehr anstrengend. Und dann habe ich mir hinterher, hatte ich, glaube ich, auch vorher noch nie gehabt, hatte eine Woche Albträume, wo ich dann dachte, also das muss ich jetzt, also ich mache das weiter, so in dieser Art und Weise.
Aber auch nur dann, wenn ich in dem Laden, wo ich damals war, unbedingt was werden will. Und das habe ich mir dann, die Frage kam dann viel früher, als sie sonst wahrscheinlich gekommen wäre, alleine durch die Intensität dieser zwei Wochen. Und da war die Antwort dann für mich jedenfalls, das war es für mich persönlich nicht, ganz tolle Kanzlei, aber für mich war es eben nicht die, wo ich Partner werden wollte.
Also von daher ist das Hearing schon, also es macht was mit einem.
Kann viel tun. Kann viel tun, ja. Okay, dann leiten wir vielleicht erst nochmal ein kleines bisschen ein. Schiedsverfahren läuft, Schriftsätze sind so langsam ausgetauscht, dann muss man sich das Ganze aus Sicht des Schiedstribunals ja mal anschauen sozusagen, also macht man ein Hearing, ne?
Ja, kann man so sagen, ja.
Wie läuft das ab?
Also ganz unterschiedliche Perspektiven und also wenn man als Parteivertreter tätig ist, dann läuft das ja schon viel früher. Also da ist ja nicht irgendwie, ich komme in den Raum und dann ist das Hearing, sondern das hat ganz, ganz viel Vorbereitungszeit.
Und das fängt an damit, dass ich, also in den Fällen, wo es Expertenreports gibt, dass ich diese Expertenreports gelesen haben muss, verstanden haben muss, dass ich die Witness Statements, das ist normalerweise so, dass man mit den Schriftsätzen eine schriftliche Zeugenaussage von den Zeugen, die man selber benennt, einreicht, also schriftlich. Die muss ich auch alle gelesen haben, verstanden haben.
Und dann geht es im Hearing als Parteivertreter darum, die gegnerischen Zeugen und Experten ins sogenannte, also auf Deutsch heißt es Kreuzverhör, das ist irgendwie ein ganz komischer Terminus, also Cross-Examination. Das geht aber eben nur dann, wenn ich das alles tatsächlich wahnsinnig durchdrungen habe.
Ich muss einfach die Akte vorwärts und rückwärts kennen, bevor ich in so ein Hearing starte.
Okay, fangen wir ganz vorne an. Es gibt also verschiedene Player. Wir haben das Schiedsgericht, wir haben die beiden Parteien, wir haben die beiden beratenden Anwälte, wobei das natürlich auch Teams häufig sind. Ja. Wir haben Zeugen, wir haben Experten.
Ja, Sachverständige, ja.
Sachverständige, sonst noch jemanden, den wir vergessen haben?
Die Institutionen vielleicht, also wenn man ein Hearing Center hat, dann haben die die Räume zur Verfügung stellen, jedenfalls teilweise, aber sonst war es das, glaube ich.
Okay, das sind zumindest die beteiligten, die typischen beteiligten Personen. Und da hast du mir mal vor Folge 2, glaube ich, erzählt, dass du so eine ganze Packliste letztlich auch mal hattest, als du angefangen hast und so für die Orga rund um das Hearing zuständig warst. Was ist denn da zum Beispiel alles drauf? Was gibt es denn da alles zu bedenken, bevor man überhaupt den Raum betritt?
Also eine DIN A4-Seite, wenn es reicht. Also man braucht alles, was man so logistisch sich auch nur ausdenken kann. Von Stiften über Post-its, über Textmarker, über Papier, über Drucker, über Scanner, über alles, was man halt nicht hat, wenn man nicht im Büro ist, aber braucht an sich, als wäre man im Büro.
Und das Ganze so logistisch hinzukriegen, dass das, Zeug in Anführungszeichen schon da ist, wenn man selber ankommt, weil ich möchte das nicht mit im Zug oder im Flieger hin und her schleppen und dann muss ich zusätzlich dazu sehen, dass ich die Akte fertig habe und wenn es eine relativ große Arbitration ist, dann gibt es teilweise auch noch sogenannte Hearing Bundles, wo die Parteien sich dann darauf auf die Core Documents oder sowas einigen, wo beide sagen, das ist relevant und das wird im Hearing irgendwann angesprochen werden und das destilliert das Ganze dann eventuell nochmal so ein bisschen runter, muss aber auch alles vorbereitet werden, muss gedruckt werden, muss transportiert werden.
Von daher bin ich, also ich bin nicht so Freund von Hearing Bundles, weil es einfach alles meiner Meinung nach einfach verdoppelt und die Arbeit, verdreifacht und den Papierverbrauch beeinflusst. Aber in großen Verfahren wird das einfach teilweise auch verlangt vom Tribunal, die dann sagen, ich brauche irgendwie eine konzentriertere Version als das, was ihr mir hier in 30 Aktenordern vorgetragen habt.
Das heißt, vielleicht mal so ganz zum grundsätzlichen Verständnis, das findet jetzt auch nicht irgendwie in total dafür vorgesehenen Räumen statt. Ausnahme vielleicht, wenn die Schiedsinstitution was stellt, Was ja auch ein Trend ist, den wir in den letzten 10, 20, 30 Jahren gesehen haben, dass es zunehmend auch gekommen ist.
Aber grundsätzlich kann das erstmal auch sein, dass man sich irgendwo in einen Konferenzraum einmietet, in einem Hotel oder ähnliches, dann entsprechend Breakout-Rooms braucht, wo man sich auch mal zurückziehen kann, man muss so ein bisschen die ganze Logistik drum herum planen. Das ist jetzt nicht so eine ganz feste Sache, weil es dann eben natürlich auch sehr individuell ist, wie beispielsweise zu Gericht zu fahren, wo eben alles gleich abläuft, also zum staatlichen Gericht.
Ja, und es ist eben auch, also wenn man, also wenn man denn mal sich auf, wenn man es im Hotel macht, ja, dann würde ich immer gerne in dem Hotel dann auch wohnen, weil dann sind die Wege kurz, ja, das wollen aber die Gegenseiten natürlich eigentlich auch, ja, also das heißt, man muss dann irgendwie mit, auch teilweise mit der Gegenseite gucken, dass man irgendwie die Räumlichkeiten so hat, dass man nicht unbedingt nebeneinander wohnt, sondern vielleicht auf unterschiedlichen Stockwerken oder sowas.
Und wie gesagt, das ist dann eben nicht nur das Team, sondern es ist eben auch die Partei und es sind die Experten und es sind die Zeugen, also das können dann eben auch schon mal, weiß ich nicht, 25, 30, 40 Leute sein, ja. Die man einplanen muss und für die man die Logistik handeln muss.
Findet da dann eigentlich auch schon mal was abseits des offiziellen Hearing Rooms statt, dass man sich dann vielleicht einfach mal über den Weg läuft, da noch mal die Parteien miteinander sprechen oder ist das eher so Chinese Wall mäßig?
Ja, es hängt ein bisschen davon ab. Also es gibt schon Verfahren, die auch gerade vor den Hearings dann vor Ort verglichen werden, weil die Parteien eben alle da sind und ein bisschen Zeit haben und man die Kosten gerne vermeidet für so ein Hearing. Das ist nicht günstig, wenn da irgendwie eben 40 von der einen Seite und 40 von der anderen Seite und drei Schiedsrichter mit einem Sekretär noch, dann wird es eben, oder Sekretärin, Sekretär, Präsident, whatever, ja, also da die Kosten vermeidet man gerne und man ist sowieso vor Ort, also von daher ja, passiert, dass man sich dann irgendwie, dass die Parteien irgendwo im Nebenraum sind, während man selber pleaded und danach kommen sie rein und sagen, könnt aufhören.
Freut man sich da eigentlich oder ist man so ein bisschen ach Mensch, ich hätte eigentlich gerne gewusst, wie es noch ausgeht für uns.
Also so direkt vorm Hearing-Vergleich ist es für einen Anwalt ärgerlich. Da ist die ganze Vorbereitung reingegangen. Also für mich ist das ja, ich mache das wahnsinnig gerne. Ich trage gerne vor, ich mache auch diese Cross-Examinations gerne und ich höre den Zeugen gerne zu, ich höre den Experten gerne zu.
Das alles dann nicht zu haben, nachdem man sich da so wahnsinnig intensiv vorbereitet hat, ist schon dann eher schade, muss ich sagen, als Anwalt. Aber es sei ihnen gegönnt. Den Parteien, meine ich jetzt.
Stichwort Cross-Examination. Du hast mal eine Cross-Outline hier im Podcast angesprochen und dass das auch aus psychologischen Gesichtspunkten, wir hatten in der letzten Folge auch schon zugesprochen, ziemlich interessant ist, wie man da dann einen Experten oder einen Zeugen zu befragen hat, in dem dann natürlich dann auch idealerweise das rauskommt, was für die eigene Partei vorteilhaft ist. Kannst du das mal so ein bisschen beschreiben, wie gute Fragetechniken aussehen? Das ist ja dann doch auch ein spannender Soft-Skill als Anwältin.
Ja, also Cross-Examination ist ja ein ganz eigenes Tier, würde ich es mal nennen. Also du hast, jedenfalls ist die Regel, man stellt geschlossene Fragen. Geschlossene Fragen heißt, der Zeuge kann nur Ja oder Nein sagen.
Das Auto war blau, richtig? Kann man wenig drauf sagen, außer Ja oder Nein. Und im Endeffekt ist eine Cross-Outline, jedenfalls meine Cross-Outline, das macht dann doch jeder wieder ein bisschen anders. Ich habe eine Titelzeile, was ich erreichen will.
Was ist die Aussage, die hinterher unten rauskommen muss? Und dann bastel ich mir einen Weg dahin anhand von Fragen mit Ja oder Nein, wie ich da hinkommen will. Und ich muss halt wissen für den Fall, dass der Zeuge Ja sagt, obwohl ich dachte, er würde Nein sagen.
Und wenn das dann auch noch falsch ist, dann muss ich halt wissen, wo ich in der Akte gucke in dem Moment und dem sage, nein, nein, ja, da steht aber genau das Gegenteil von dem, was sie hier gerade sagen. Und deswegen ist es so wichtig, diese Aktenkenntnis zu haben, ja, ohne die Kenntnis der Akte kannst du keine Cross-Examination machen, das geht einfach nicht, weil du einfach selber und du musst den Fall eigentlich besser kennen als alles andere in dem Moment, ja.
Und das ist auch was Faszinierendes, diese Vorbereitung darauf und das hilft dann, also jedenfalls mir persönlich helfen diese Cross-Outlines auch zu merken, da fehlt noch was oder wo finde ich denn jetzt, was brauche ich noch um? Das überlegt man sich alles am besten vor dem Hearing. Währenddessen ist schon sehr, also improvisiert, eine Cross improvisiert, das möchte ich sehen.
Also eigentlich ist es so, dass du das Ergebnis vorab in Anführungszeichen kennst. Ja. Und deine Aufgabe ist es jetzt aber sozusagen auch allen anderen das visibel zu machen.
Ja, so ist es. Und nicht selber dann die Schlussfolgerung schon im Hearing ziehen, sondern die Antwort, die du brauchst, ist dann im Raum und dann lässt es dann auch stehen. Die Konsequenz kannst du dann im Post-Hearing-Brief selber ziehen.
Also du musst dann nicht irgendwie dann noch den letzten, das ist immer die Frage, eine Frage zu viel, wo man dann hinterher, merkt man dann auch in dem Moment, das war jetzt eine zu viel, die hätte ich gar nicht mehr Fragen brauchen. Ganz selten gibt es so Momente, wo man tatsächlich offen fragen kann.
Wenn man weiß, es kann das oder das oder das oder das sein und es ist alles gut, dann kann man auch sagen, erzählen sie doch mal.
Hat viel mit Psychologie zu tun. Was für Typen triffst du denn da so? Lässt sich das irgendwie, ich meine, ist klar, dass es schwierig ist, aber lässt sich das irgendwie klassifizieren, dass du sagst, naja, man hat schon mal solche, man hat schon mal solche Menschen auf der Gegenseite?
Also am tollsten fand ich mal einen Experten, der hat auf jede Frage gesagt, incorrect. Also unser Experte hat das hervorragend gemacht. Die Gegenseite hat ihm immer irgendwas in den Mund gelegt und dann hat er immer gesagt, incorrect.
Und dann hat er weitergeredet. So Leute gibt es. Experten sind dann natürlich auch schon wieder Experten in so Cross-Examinations, die machen das ja nicht zum ersten Mal. Das Schlimmste, was ich je erlebt habe, war ein Anwalt, der da war und das war eine gruselige Stunde, weil die Fragen, der hat das halt auch sehr gut gemacht, ja, also der hat dann die Fragen so beantwortet, dass das eben nirgendwo hinging, es war einfach eine verschwendete Stunde.
Also in dem Fall der Anwalt, der befragt wurde. Ja.
Und normalerweise haben die Parteien halt ungefähr gleich viel Zeit. Und gerade wenn es so eng getaktet ist, also wenn man irgendwie, weiß ich nicht, am Tag vier Leute hören muss oder fünf, dann hat man eben auch Zeitdruck. Und das ist so schade, wenn man eine Stunde verschwendet mit irgendwas, was am Ende gar nichts bringt.
Und ganz am Ende ist dann der Spannendste oder jedenfalls auch wäre wichtig gewesen und dafür hat man dann nicht mehr genug Zeit. Also das muss man halt auch, Zeitmanagement ist extrem wichtig.
Das ist so ein bisschen Schachuhr-mäßig schon fast, ne?
Ja, also je nach Verfahren. Aber normalerweise ist immer einer im Raum bei diesen großen Verfahren auf beiden Teams-Seiten, die die Zeit stoppen. Und dann wird nach jedem Tag verglichen, wie die Zeiten so sind. Und dann hat man so ein Excel-Sheet und dann, also schon relativ professionell.
Und du hast angesprochen, dass das auch schon mal zwei Wochen dauern kann, so ein Hearing. Das ist lang. Ja. Gibt es da nicht eigentlich schon eine Verhandlung darüber, wie das Hearing überhaupt strukturiert und gestaltet wird, bevor das Hearing stattfindet?
Ja, also normalerweise, wenn die sophisticated Parteivertreter sind, dann einigt man sich eigentlich. Also das Tribunal sagt dann irgendwie, bitte schlagen Sie uns nochmal einen Zeitplan vor, weil die die Arbeit nicht selber machen wollen. Und dann muss man sich als Parteivertreter irgendwie zusammenraufen und man kriegt es meistens hin.
Was sind da so strategische Überlegungen?
Na wer zuerst, wer nach dem Lunch, wer später am Abend und jetzt gerade momentan, wo das alles jetzt immer noch Corona-bedingt so halb funktioniert in Präsenz. Was mit Zeitzonen, wenn die Leute in unterschiedlichen Zeitzonen sitzen, also gibt ganz viel zu überlegen.
Also wenn du dann mit Zeitzonen Probleme kriegst, dann werden die Hearing-Tage kürzer, dafür aber mehr, also es ist irgendwie…, Ja, und die Gegenseite will ja meistens das Gegenteil von dem, was man selber will. Und normalerweise, jedenfalls grundsätzlich, ist es meistens so, dass die Paktzeugen, also die Zeugen werden zuerst gehört und dann die Experten, meistens.
Und dann werden auch meistens zuerst die Klägerzeugen und dann die Beklagtenzeugen und dann die Klägerexperten und dann die Beklagtenexperten gehört. Und dann teilweise, je nachdem, was das Tribunal möchte, auch jointly. Also dann gibt es halt vielleicht beide Experten zu gleichem Zeitpunkt, wenn es um dasselbe Thema geht.
Das hat sich so ein bisschen eingebürgert.
Hot-Tubbing nennt man das, ja. Expert-Hot-Tubbing, for whatever reason. Man könnte es aber auch, bei Freunden heißt es dann Witness-Conferencing.
Und sag mal, du hast gerade angesprochen, virtuelles Hearing, physisches Hearing, das heißt, es muss gar nicht notwendigerweise auch so sein, dass die Leute alle vor Ort sind, ne?
Nein, also jetzt inzwischen nicht mehr. Also ich glaube, es war vor Corona war das einfach Standard. Da hat keiner drüber nachgedacht, ob man das nicht eigentlich auch irgendwie anders machen könnte. Jedenfalls in diesen großen Verfahren, wo man sagen muss, also die wirklich großen Hearings, die werden hoffentlich irgendwann wieder in Person stattfinden, weil es doch echt was anderes ist.
Also gerade auch für das Team selber und für die Team Zusammengehörigkeit. Wenn man so zwei Wochen aufeinander hockt und im selben Hotel ist und jeden Abend am selben Tisch sitzt und, Die Gedanken austauscht, das ist was anderes, als wenn jeder in seinem eigenen Zuhause ist und sich tagsüber bei Teams irgendwie ins Hearing einloggt, ja, also das ist, glaube ich, auch von der, von der, von dem, von dem Teambuilding einfach, wäre es ein Segen, wenn es wieder ginge.
Momentan geht es halt teilweise einfach nicht. Also ich glaube Australien ist immer noch zu und Singapur darf man gerade wieder hin, habe ich gelernt. Sogar ohne Quarantäne inzwischen, Wahnsinn.
Aber eben, also das ist momentan glaube ich alles noch sehr im Fluss und was tatsächlich nicht mehr wiederkommen wird, glaube ich so diese Verfahrensmanagementkonferenzen und so kleinere Sachen, die vor diesen großen Hearings liegen, das wird alles virtuell bleiben. I have no doubt, weil das einfach, das funktioniert und es ist so viel kostengünstiger und so viel effizienter und so schade es ist, ich bin auch lieber zusammen und gehe hinterher essen, aber es ist, glaube ich, unrealistisch, dass das hier wieder in Person stattfinden wird.
Das Ganze klingt ja schon sehr nah an dem, was auch viele Zuhörende hier, wir haben auch einige Zuschriften dahingehend schon erhalten auf unsere Folge, die wir vor einigen Monaten aufgezeichnet haben, in einem Moodcourt erlebt haben. Das ist ganz interessant, da kommt so ein Moodcourt mit seiner Intensität und mit diesem Aufeinanderhocken und immer über dasselbe Problem nachdenken schon ziemlich nah an die Realität dran.
Das ist so. Das ist wirklich so. Also ich habe immer mal wieder Gedanken an den Mooncourt zurück. Man ist schon sehr nah dran an der Realität als Teammitglied. Als Coach nicht so ganz, aber als Teammitglied ist das schon relativ nah an der Realität. Den Coach gibt es halt hier nicht. Das wäre eine interessante Frage.
Wenn du sagst, so ein bisschen Teamwork in der Kanzlei. Manche sagen ja auch, naja, als Anwalt sitzt man eher alleine vorm Rechner und hackt da so vor sich hin. Die Phasen gibt es ganz bestimmt auch, aber das ist ja nun wirklich mal klassisches Teamwork in so einem Hearing.
Wäre nämlich meine nächste Frage gewesen. Bist du da der Coach? Du bist zumindest die Koordinatorin, oder? Das ja auf jeden Fall, aber doch eigentlich auch Coach.
Also Koordinatorin wäre ich am liebsten nicht. Das ist sowas, was man gerne delegiert. Es muss nur gut gemacht werden. Also man muss das Vertrauen haben, dass man das gut koordiniert bekommt, weil dann kann man sich selber auf die inhaltlichen Sachen konzentrieren.
Und dann muss ich sagen, ich habe ja, also das letzte große Hearing war noch, als ich noch nicht bei A&O war, sondern noch bei Jones Day und auch in einem großen Team. Da war ich eher noch Teilnehmer als Coach.
Und habe noch selber ganz viel gelernt, was, glaube ich, nie aufhört zum Glück. Man lernt ja nie aus. Hatte aber schon richtig große Cross-Examination von Experts, die gut gelaufen sind.
Und da merkt man schon, man kann was. Und das weiterzugeben ist total faszinierend. Also ich bin mal gespannt. Ich freue mich auf das erste große Hearing mit dem Team hier.
Also ich bin mal gucken, wie das dann so wird. Und was ich auch noch sagen muss, was auch vom Moot Court kommt, und das gerade Schriftsatz frisst, ich glaube, da hat das Coachen mir ganz viel gebracht. Weil dadurch, man weiß, wie man Feedback gibt, gerade auch auf diese Schriftsätze, ja, und man weiß, was funktioniert, aber man kann aus dem Coachen vom Moot Court, also ich mache es jedenfalls hier ähnlich, ja, also ich gebe gezielt erstmal so Feedback, dass sie es selber machen und dann wiederkommen und dann so eine iterative Art des Coachings, Feedback geben.
Und ich hoffe, das kommt gut an. Weiß ich nicht, müsste man jetzt mein Team fragen.
Machen wir einen Follower-Podcast zu, keine Angst.
Bin gespannt, wen du fragst.
Ich würde ja gerne deine Mandanten fragen, aber da das nicht geht.
Oh, da habe ich einen Tipp, das sage ich dann hinterher.
Okay, das machen wir off the record, vielleicht kommt dann da noch was. Aber nochmal kurz, Stichwort Mandanten. Wie ist denn das so vom Mandanten-Handling her? Also muss man denen da relativ viel auch vielleicht drumherum erklären, wie das ablaufen wird? Oder sind die alle so häufig dabei, haben so viel Erfahrung auch entsprechend von der Mandantenseite, dass sie sagen, nee, ich fühle mich hier wohl, Schiedsverfahren, alles ganz normal.
Wann kommen die? Die braucht man ja auch wahrscheinlich nicht jeden Tag vor Ort irgendwo. Wo wird der so eingebunden, die Mandantenseite?
Also das hängt sehr vom Mandant ab. Es gibt einige, die sind sehr erfahren, haben eigene Rechtsabteilungen, die sich ausschließlich um Arbitration kümmern. Das ist eine Subabteilung von einer generellen Litigation-Abteilung.
Was dann natürlich riesige Unternehmen sind.
Genau, und dem muss ich nicht erklären, wie es läuft. Die wissen das teilweise besser als ich, weil die das häufiger haben. Obwohl, das stimmt nicht. Das nehme ich wieder zurück.
Und dann gibt es natürlich Leute, die man mitnehmen muss. Also Privatpersonen, Selbst, also geht ja auch, kann ja auch bei Privatpersonen um sehr viel Geld gehen, denen muss man das erklären, ja, und dann ist es natürlich nicht nur der Mandant, sondern auch die Zeugen und die muss man dann wiederum vorbereiten tatsächlich auf das, was sie da so erwartet, ja, da hat ja keiner, das ist eben was anderes als vor Gericht, was ja schon, auch schon scary und spooky, ja, ist irgendwie auch so ein Schiedsgericht scary und spooky für die meisten Zeugen, ja.
Ja, und dann muss man denen irgendwie beibringen, wir brauchen eine schriftliche Zeugenerklärung von dir und wie sieht die denn aus und was heißt denn das eigentlich und wie dann eben diese mündliche Verhandlung abläuft und dann gibt es eben gerade auch in diesen größeren Arbitrations ist es schon so, dass die Zeugen auch in dem Sinne in Anführungszeichen gecoacht werden, das ist nach deutschem Begriff.
Das Verständnis, was ein Zeuge ist, ist irgendwie alles nicht so ganz nachvollziehbar, ist aber international so üblich. Und da gibt es natürlich dann auch wieder Limits für. Also ich muss dem jetzt nicht sagen, was er antworten muss, sondern ich bereite ihn eben darauf vor, indem ich so tue, als stelle ich ihm bestimmte Fragen.
Und dann guckt man mal, was passiert und dann stellt man die Frage vielleicht nochmal und dann stellt man sie nochmal anders und dann einfach, um ihm zu zeigen, was ihn erwartet in so einem Kreuzverhör.
Und der Zeuge ist dann häufig ja auch ein Angestellter deiner Mandantin oder so. Genau, ja. Was hat das mit dem, was man so bei Suits und Konsorten in der Popkultur sieht, zu tun?
Ich habe Suits nicht gesehen, ich bin nicht so ein Serienfreak, aber kann ich nicht beantworten, die Frage.
Okay, dann fragen wir anders.
Ellie McBeal kannte ich noch.
Ellie McBeal, ja. Wir brauchen eine Sonderfolge zum Thema JuristInnen-Serien.
Und Boston Legal.
Boston Legal, ja stimmt, das gab es auch noch.
Der saß hinten immer auf der, am Ende saß er immer auf der Dachterrasse mit seiner Zigarre und einem Glas Whisky und der sieht original eins zu eins aus wie der Managing Partner von Jones Day. Original.
Fragen wir anders. Wie sieht das faktisch aus? Also ist das so ein Witness Prep? Wie muss man sich das rein faktisch vorstellen? Also kommt da jemand mal so zwischen Tür und Angel rein? Nein, das sind Tagesworkshops.
Also je nachdem, wie viele Zeugen man dann hat und teilweise auch mehr als einen Tag, je nachdem wie viel und wie lange. Wir hatten einen Fall, da erinnere ich mich auch noch dran, das war eine Privatperson, den haben wir zwei Wochen, jeden Tag.
Es waren auch sehr, sehr, sehr lange Witness Statements und jeder von dem Team hatte dann ein Thema, weil nicht alle alles so genau wissen können, weil es tatsächlich einfach zu viel ist und einfach auch um den zu beruhigen. Und mitzunehmen und vorzubereiten und also das ist nicht zwischen Tür und Angel, sondern da gibt es dann eben Konferenzräume und normalerweise auch das alles physisch vor Ort.
Dass alles so bleibt, aber auch da, ich würde das wahrscheinlich so machen, wie dann auch das Hearing stattfindet. Also wenn das Hearing hybrid, virtual, wie auch immer es ist, remote, dann würde ich den Zeugen auch so vorbereiten, weil sonst ist es, glaube ich, also jedenfalls auch, vielleicht nicht nur, aber jedenfalls auch.
Jetzt haben wir das von verschiedenen Perspektiven beleuchtet und ein Teil dieser Podcast-Serie ist ja auch Studierenden, die sich für dieses ganze Thema Schiedsrecht interessieren und das ist nun mal ja eine relativ große Menge, also die Realität ein kleines bisschen in die Ohren zu spülen. Was würdest du sagen, so ein zweiwöchiges Schiedsverfahren, wie lange hält dich das so richtig beschäftigt? Also sozusagen diese heiße Phase, zweiwöchiges Hearing meine ich natürlich, die heiße Phase vor dem Hearing, alles zusammenkriegen, bis dann das Hearing endlich stattfindet, vielleicht noch ein Debrief im Anschluss, wir gehen in der nächsten Folge auch nochmal darauf ein, wie es dann eigentlich weitergeht, wir machen das ja so ein bisschen chronologisch.
Wie viel Arbeit ist so ein zweiwöchentliches Hearing?
Halbes Jahr.
Ein halbes Jahr. Up and down, also nicht 24-7, da macht man schon noch ein paar Sachen nebenbei, aber es kommt halt immer wieder in Phasen.
So ist es.
Das ist tatsächlich sehr, sehr aufwendig, da ist man wirklich tief drin. Ja. Wenn euch das Spaß macht, hier zuzuhören und ihr da… Weißt du,
Was mir gerade aufgefallen ist? Du heißt Ohrendorf. Das ist lustig. Nur weil du gerade sagtest, in die Ohren spülen, Ohrendorf.
Ich sag dir, du, deswegen, nee, ist ja super, ist ja ein super Rausschmeißer für diesen Podcast hier. Wir lassen das auch genau so. Ich habe früher, das erzähl ich kurz aus dem Nähkästchen, ich habe früher immer gedacht, da in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, gibt's den Namen ab und zu.
Die meisten davon sind irgendwelche entfernten Verwandten und dann gibt es noch eine zweite Familie und die ist relativ groß und das war es dann aber auch. Und wenn man dann da so wegkommt und man zieht mal irgendwie woanders hin, nach Berlin oder nach Norddeutschland, dann gibt es den Namen dort nicht.
Und dann sind die Leute natürlich immer so ein bisschen, hä, wie wirklich Ohrendorf, was ist denn da los? Das ist natürlich ein super Podcast-Name. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich diesen Podcast gegründet habe, aber seitdem sozusagen bin ich ja ganz froh, weil dann, wie du gerade richtig festgestellt hast, kann man das ein oder andere Wortspiel machen.
Super.
In diesem Sinne, danke fürs Zuhören. Wir liefern euch noch weitere Folgen hier. Und hört, wenn ihr die noch nicht gehört habt, auch mal in die alten Folgen rein. Hat Spaß gemacht, Anna. Fand ich auch. Hearing, Arbitration, spannendes Thema. Lass mich noch eine Rausschmeißerfrage stellen. Ist das der spannendste Part einer Arbitration?
Ich finde alles spannend, aber das ist auch spannend.
Strebeantwort.
Tut mir leid, das ist die Wahrheit. Nein, aber es macht natürlich wahnsinnig Spaß. Gerade wenn man präsentieren mag und wenn man reden mag und wenn man Geschichten erzählen mag und wenn man irgendwie spannende Wendungen mag, das ist schon ein Highlight des Ablaufs eines Schiedsverfahrens.
Cool, vielen Dank. Ciao.
Tschüss.
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